Nach der weltbekannten Opernmusik von Georges Bizet singen die Darsteller/innen in Xhosa, einer Sprache voller Klicklaute aus der 20 Kilometer von Kapstadt angesiedelten Township Khayelitsha. Die südafrikanische Leinwandadaption greift Themen wie Liebe, Leidenschaft, Eifersucht und Rache auf. Carmen ist eine sinnliche und unabhängige Frau, deren Freiheitsliebe und Mut in den Tod führt. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und "Don José" spielt vor dem Hintergrund des harten Alltags in den Townships. Da werden Frauen von Männern "angemacht", verlangen korrupte Polizisten nicht nur Geld, sondern auch Sex, bleibt kaum Raum für tiefe Gefühle, geht es um Überlebenskampf bis zum bitteren und bekannten Ende. – Sobald die Mitglieder der Theatergruppe Dimpho Di Kopane (DDK) wild tanzend in ihrem lautmalerischen und vokalträchtigen Xhosa mit Spaß "Auf in den Kampf, Torero" intonieren, ist jegliche Irritation über die fremde Umgebung des Opernstoffs vergessen. U-Carmen ist nicht nur das Filmdebüt von Theaterregisseur Mark Dornford-May, sondern auch das der Mitglieder dieser im Jahre 2000 gegründeten Theater-Gruppe, die Südafrikanern die Möglichkeit eröffnen will, ihre musikalischen Talente zu entwickeln und ihr Auftreten im In- und Ausland zu unterstützen. Die vierzig Mitglieder stammen aus städtischen wie ländlichen Gebieten. Auf düster-glitzernde Femme fatale-Zeichnungen wird verzichtet, das Ganze erweckt streckenweise gar den Eindruck des Dokumentarischen. Zwar verliert sich das Tempo zwischendurch und deutliche Längen untergraben den Rhythmus, dennoch ist der Film ein gelungenes Beispiel, wie klassisches Kulturgut auch in einer vollkommen anderen Kultur funktionieren kann.
Autor/in: Margret Köhler, 01.12.2005