Nach den Dokumentarfilmen Herr Zwilling und Frau Zuckermann und Kurische Nehrung ist der Filmemacher Volker Koepp wieder in die Mark Brandenburg zurückgekehrt, wo er die meisten seiner dokumentarischen Arbeiten realisiert hat. Wieder portraitiert er eine Landschaft mit ihren Bewohnern. Die Uckermark ist eine sanft gewellte Acker- und Weidelandschaft mit vielen Wäldern und Wasserläufen und liegt etwa eine Stunde Bahnfahrt nördlich von Berlin. In dem dünn besiedelten Landstrich trifft Koepp eine kleine Schar von Übriggebliebenen und "Heimkehrern" der Nachwendezeit: Bauern wie Adlige, Männer wie Frauen, Junge wie Alte, alle suchen sie über kurzfristige Beschäftigungsmaßnahmen hinaus nach einer dauerhaften, sinnvollen Arbeit. In dem provinziellen Milieu fühlt sich auch ein erfahrener Theatermann wohl, der in Erinnerungen an seine berufliche Karriere nach seiner Ausbildung an der Arbeiter- und Bauernfakultät der DDR schwelgt. Wenn die Menschen von ihren Lebenswegen erzählen, die bisweilen skurril oder tragikomisch verliefen, treten häufig melancholische oder gar nostalgische Stimmungen zu Tage. Oft genug aber auch ein trotziger Idealismus, der allen Widrigkeiten des Alltags die Kraft zum Neuanfang und den Willen zur Verbesserung entgegen setzt. Die filmische Spurensuche beinhaltet zwar auch kuriose und zufällige Momentaufnahmen, doch Koepp schafft es in den Begegnungen meist, dass sich die Menschen ihm öffnen und einen vielfältigen Erfahrungs- und Erkenntnisschatz preisgeben. Besonders aufschlussreich sind die Erzählungen zweier Bauern, die in einer Generation gleich zweimal enteignet wurden: das erste Mal in der DDR der 50er Jahre, das zweite Mal nach der deutschen Einheit. Die bedächtigen Berichte und Dialoge korrespondieren sehr gut mit den ruhigen Landschaftsaufnahmen des hervorragenden Kameramanns Thomas Plenert. Sie lassen den Augen aufgeschlossener Zuschauer Zeit, eine nur wenig bekannte deutsche Provinz kennen zu lernen. Ein Heimatfilm im besten Sinne des Wortes.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.12.2002