Marco, Melanie und ihr sechsjähriger Sohn Benny könnten eine glückliche Familie sein. Doch weil Marco um der Karriere willen für einige Monate zu sehr seine Ehepflichten vernachlässigte, verlässt Melanie plötzlich mit ihrem Sohn den Mann. Als sie ihm dann auch noch gerichtlich den Umgang mit dem Sohn verbietet, kidnappt der Vater sein Kind aus dem Kindergarten und fährt mit ihm schnurstracks in eine trostlose Wüstenlandschaft. Dort erkennt er immerhin, dass sein Sohn andere Bedürfnisse als er selbst hat. Noch rechtzeitig vor der endgültigen Eskalation ihres angezettelten Rosenkriegs entdecken die Ehepartner, dass sie für ihr Kind gemeinsame Verantwortung tragen und ihm das Recht auf beide Elternteile nicht einfach absprechen können. – Levy seziert deutsche Familienbefindlichkeiten zwischen Karriere, Küche und Scheidungsalltag mit überzeugenden Schauspielern und in stimmigen Szenen, zumindest solange sie für sich stehen. Lediglich im Gesamtentwurf wirken die Entwicklung der Figuren und einige Details doch etwas konstruiert, beispielsweise in der Metapher der Wüstenlandschaft mit integrierter Telefonzelle oder im allzu raschen Wechsel der Kommunikationsbereitschaft, auf den anderen zuzugehen oder abzublocken. Ob die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit Levys einstiger Lebensgefährtin dem Film wirklich zuträglich war, sei dahingestellt. Man muss es Levy aber lassen, offen aufgegriffen zu haben, dass im Zeitalter alleinerziehender Mütter auch Väter manchmal unter Doppelbelastung und Gewissenskonflikten leiden, wenn es um ihre Kinder geht.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2002