Becky Sharp spielt das Schicksal böse mit: Die Tochter eines englischen Künstlers und einer französischen Sängerin wird in jungen Jahren zum Waisenkind. Aber trotz des Schicksalsschlags bewahrt sie ihren Durchsetzungswillen und will nach oben in die feine Gesellschaft, was ihr im London Anfang des 19. Jahrhunderts auch gelingt. Mit Charme, Schönheit und Berechnung macht sie ihren Weg, heiratet einen Offizier, der wegen der unstandesgemäßen Beziehung enterbt wird und mit seiner Frau bald in Schulden lebt. Der mysteriöse Marquis von Steyne hilft Becky aus den finanziellen Engpässen, verlangt dafür aber später einmal "Bezahlung". – Die indischstämmige Mira Nair begibt sich in diesem Kostümfilm nach William Makepeace Thackerays Romanvorlage auf fremdes Terrain und versucht vergeblich, Traditionelles mit Zeitgenössischem und Indisches mit Europäischem zu verbinden. Der mit wogendem Busen agierenden Reese Witherspoon nimmt man das einfache Mädchen nicht ab, die Standesregeln der britischen Gesellschaft dienen nur als Folie für bunte Auftritte, die Zerrissenheit der Charaktere erschöpft sich oft in Klischees. Wenn die Heldin am Ende glücklich und zufrieden in die romantische indische Abendsonne reitet, ist die Mischung von Hollywood und Bollywood gründlich daneben gegangen.
Autor/in: Margret Köhler, 01.03.2005