Engagiert stürzt sich die junge pakistanische Rechtsanwältin Saamiya auf ihren ersten Fall: Sie möchte die Unschuld des indischen Piloten Veer beweisen, der seit 22 Jahren als vermeintlicher Spion in einem pakistanischen Gefängnis eingesperrt ist, und damit auch für ihre Vorstellungen von Gerechtigkeit kämpfen. Sollte sie vor Gericht verlieren, würden auch ihre Chancen auf eine berufliche Karriere schwinden, denn Juristinnen haben es in ihrem Land besonders schwer. Es gelingt ihr tatsächlich, das Vertrauen des lebenslänglich Verurteilten zu gewinnen, der ihr stockend seine Lebensgeschichte erzählt. Bei einem Einsatz als Rettungsflieger lernte er die junge Pakistanerin Zaara kennen, die für einen Tag nach Indien gekommen war, um den letzten Willen ihrer verstorbenen Amme zu erfüllen und ihre Asche zurück nach Indien zu bringen. Veer und Zaara verlieben sich ineinander und wollen trotz der unterschiedlichen Herkunft aus zwei miteinander verfeindeten Ländern um ihre Liebe kämpfen. Erst spät bemerkt Veer, dass Zaara von ihrem Vater aus politischem Kalkül heraus bereits einem einflussreichen pakistanischen Politiker versprochen wurde. Schweren Herzens wollen Veer und Zaara auf die Erfüllung ihrer Liebe verzichten, doch dafür haben beide ein großes Opfer zu bringen. – Der gut dreistündige Bollywood-Film spielt vor dem politischen Hintergrund des pakistanisch-indischen Konflikts und der sich anbahnenden Frauenemanzipation in beiden Ländern. Wie in Bollywood-Filmen üblich, schwelgt er in farbenprächtigen Naturaufnahmen und gibt den Gefühlen der Protagonisten/innen in zahlreichen Gesangseinlagen ausladend Raum, versucht aber auch, etwa in Requisiten, Kleidung und Gedankengut, eine Brücke zur westlichen Kultur zu schlagen. Über die Rahmenhandlung mit der Rechtsanwältin entwickelt sich die Geschichte für europäische Sehgewohnheiten manchmal etwas schwerfällig in drei separaten Teilen. Die erste Stunde gilt allein der Begegnung zwischen Veer und Zaara und ist als reine Liebesromanze gefilmt, die zweite Stunde entwickelt sich zum sozialkritischen Drama, als Veer nach Pakistan reist, um seine Geliebte von ihrer Hochzeit mit dem Politiker abzuhalten, die letzte Stunde folgt den Genrevorgaben eines typischen Gerichtsfilms. Gut und edel sind die einen, böse diejenigen, die sich einer wahren Liebe widersetzen. Wer sich an solchen einfachen Schemata nicht stört und auf den langsamen Erzählfluss der indischen Kultur einlässt, kann miterleben und -fühlen, warum das Bollywood-Kino dort so große Popularität genießt.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2005