Tagein, tagaus fährt der kleine kastenförmige Roboter auf der Erde durch immense Schrottberge, sammelt interessante Gegenstände und stampft den unbrauchbaren Rest ein. Gesellschaft leistet der Müllsortiermaschine vom Typ WALL·E dabei nur eine Kakerlake. Die Menschen haben den zugemüllten Planeten schon vor 700 Jahren verlassen und sind auf ein Raumschiff umgesiedelt. Allerdings haben sie bei ihrer Abreise vergessen, den letzten Roboter abzuschalten. Seither verrichtet WALL·E zuverlässig die Arbeit, für die er programmiert wurde. Aber wonach er sich wirklich sehnt, ist Liebe. Eines Tages landet ein Shuttle auf der Erde und setzt einen modernen Roboter, Typ EVE, zu Forschungs- und Erkundungszwecken ab. WALL·E verliebt sich sofort in EVE, doch diese will nichts von ihm wissen. Als EVE wieder abgeholt wird, heftet sich WALL·E kurzerhand an das Shuttle und folgt seiner Angebeteten zu dem Raumschiff der Menschen.
Die auf Computeranimationen spezialisierten Pixar Animation Studios verstehen es meisterhaft, einem Roboter, der sich ausschließlich durch Piepslaute und Gestik ausdrückt, glaubwürdig Gefühle zu verleihen. Aus der dialoglosen ersten Filmhälfte, die WALL·Es Welt mit einem guten Gespür für Timing und Situationskomik erkundet, entwickelt sich nach und nach eine turbulente Komödie mit zahlreichen Anspielungen auf Klassiker des Science Fiction-Films wie
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Ridley Scott, Großbritannien 1979) oder
2001 – Odyssee im Weltall (Stanley Kubrick, USA, Großbritannien 1968). In ihrem Kern setzt die Geschichte jedoch auf menschliche Wärme und spricht Themen an, die Kindern zutiefst vertraut sind: Es geht um die Angst vor dem Alleinsein sowie um die Sehnsucht nach Freundschaft und Geborgenheit. Hinzu kommt im zweiten Teil des Films eine gesellschaftskritische Note, die sich direkt an die Problematik der Umweltverschmutzung anschließt. In ihren beweglichen Sesseln geben sich die fettleibigen lethargischen Menschen der Zukunft einer medialen Dauerberieselung hin, ohne sich füreinander zu interessieren. Auch dieses eintönige Dasein stürzt der Roboter mit seiner quirligen Lebendigkeit und seinem Tatendrang in ein sympathisches Chaos, das die Menschen – und indirekt auch die Zuschauenden – zum Umdenken und Handeln auffordert.
Autor/in: Stefan Stiletto, 24.09.2008
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