Eine Künstlerin vergiftet ihren Geliebten mit tödlichem Oleander-Extrakt, weil er sich von ihr getrennt hat. Als ein Gericht sie zu einer 35-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt, beginnt für ihre 15-jährige Tochter Astrid eine Odyssee durch mehrere Pflegefamilien und Jugendheime. Während das Mädchen große Schicksalsschläge und Enttäuschungen verwinden muss, wacht die dominante Mutter selbst vom Gefängnis aus mit Argusaugen über sie und säht Zwietracht zwischen neu geknüpften Freundschaften und Pflegefamilien. Trotz solcher Konflikte wächst Astrid allmählich zu einer selbstbewussten jungen Frau heran. Eines Tages ist die Zeit reif, ihr Verhältnis zur Mutter zu klären. – Weißer Oleander ist eine ebenso schockierende wie vielschichtige Psychostudie über eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung. Mit Hilfe von Rückblenden und der Erzählperspektive des Mädchens gelingt es Regisseur Peter Kosminsky, die Allgegenwart der Mutter den ganzen Film über spürbar zu machen. Bemerkenswert ist vor allem, dass die exzentrische, von Michelle Pfeiffer grandios gespielte Heldin trotz ihrer Versäumnisse und Fehler nicht den Stempel einer Rabenmutter bekommt. Astrids Wut und Enttäuschung über ihre Mutter, deren Egoismus bisweilen an Verantwortungslosigkeit grenzt, ist zwar allzu gut verständlich. Gleichwohl weckt das Beziehungsdrama auch Sympathie für die willensstarke, moderne Figur der Mutter. Diese ist daran gescheitert, ihre Lebensträume und ein Kind unter einen Hut zu bekommen, und liebt ihre Tochter trotzdem innig, wie spätestens beim beinahe rührseligen Schluss deutlich wird.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.02.2003