Bei einem telefonischen Streitgespräch mit seiner Verlobten übersieht der beruflich erfolgreiche Autohändler Phillip Wagner auf der Rückfahrt nach Wolfsburg einen Jungen auf einem Fahrrad. Statt dem Kind zu helfen, das einige Tage später stirbt, begeht Wagner Fahrerflucht und fährt mit seiner Verlobten in den Urlaub. Laura, die allein erziehende Mutter des getöteten Jungen, verliert durch das Ereignis ihren Halt im Leben und versucht auf eigene Faust, den unbekannten Täter zu finden und Spuren des Unfalls auf Schrottplätzen und in Werkstätten zu finden. Zufällig begegnet sie Philipp, der sich zunächst aus Schuldgefühlen, dann ernsthaft um Laura bemüht und ihr neuen Halt gibt. Doch die weiß nicht, auf wen sie sich da eingelassen hat. – Regisseur Christian Petzold ist bekannt für die präzise und lakonisch vermittelten Stimmungslagen und Gefühlswelten seiner Protagonisten, für die beeindruckende Visualisierung innerer Konflikte, die auch in seinem neuen Film den Inszenierungsstil beherrschen. Es ist kein Film über die Autostadt Wolfsburg im engeren Sinn, eher schon ein eindringlich gespielter, existenzialistischer Horrorstreifen über das tägliche Grauen, das zwischen Mensch und Maschine, Gefühl und Verstand aufscheint: beim per Handy ausgetragenen Streit über Nichtigkeiten während der Autofahrt, bei der Bedrohung auf der Straße durch unachtsame Autofahrer, beim schleichenden Tod trotz angeschlossener medizinischer Apparaturen im Krankenhaus, bei der Ohnmacht gegenüber dem Schicksal, bei der trügerischen Scheinsicherheit in verlogenen Beziehungen, selbst bei der Liebe, wenn sie unter ungünstigen Vorzeichen entsteht.
Autor/in: Holger Twele, 01.09.2003