Michael Glawogger zeigt in seinem essayistischen Dokumentarfilm
Workingman's Death, wie Arbeiter/innen auf drei Kontinenten unter Bedingungen schuften, wie sie in der so genannten Ersten Welt keiner akzeptieren würde. Das Erstaunliche daran ist, dass sie dabei eine Würde bewahren, die den Zuschauenden tiefen Respekt abfordert. Der erfahrene österreichische Dokumentarist gliedert sein neues Werk in fünf Kapitel und einen Epilog. Das erste Kapitel "Helden" zeigt Kumpel, die in einem verlassenen ukrainischen Bergwerk mit Hammer und Meißel unter Lebensgefahr Kohle in Stollen herausschlagen, die nicht einmal einen halben Meter hoch sind. "Geister" beobachtet ausgemergelte Tagelöhner, die in Indonesien kilometerweit Körbe mit bis zu 100 Kilogramm Schwefelgestein durch giftige Dämpfe tragen. In Port Harcourt in Nigeria schneiden Schlachter jeden Tag Hunderten Ziegen und Rindern die Kehle durch und rösten die Fleischteile in Feuern aus Autoreifen. An der pakistanischen Küste zerlegen Tagelöhner in der Episode "Brüder" unter Lebensgefahr mit Schweißbrennern ausrangierte riesige Tankschiffe aus aller Welt. "Zukunft" schließlich präsentiert ein chinesisches Stahlkombinat, in dem zwei Vorzeigearbeiter optimistisch in die Zukunft blicken. Der Epilog führt einen stillgelegten Hochofen in Duisburg vor, der als bunt beleuchteter Freizeitpark die Kulisse für Schülerstreiche liefert.
Gemeinsam ist den fünf "Bildern zur Arbeit im 21. Jahrhundert", dass Sicherheitsvorschriften und Arbeitsschutz Fremdworte sind. So riskant, gesundheitsschädlich, inhuman die Bedingungen auch sein mögen, den Arbeitern/innen bleibt in der so genannten Dritten Welt anscheinend keine Alternative um zu überleben. Dennoch sind viele von ihnen stolz auf ihre "dreckige" Arbeit und halten zusammen. Nicht nur mit diesem heroisierenden Blick irritiert Glawoggers Film, der auf einen Off-Kommentar verzichtet und auf die Kraft imposanter Bildkompositionen und die faszinierenden Klänge des Avantgarde-Musikers John Zorn vertraut.
Workingman's Death lässt zu viele Fragen offen: Aber sind Arbeiter/innen wie die in Pakistan oder Nigeria eine aussterbende Spezies, wie es der Filmtitel suggeriert? Und ist dieses Arbeitselend das Ergebnis der Globalisierung oder eines ungezügelten Turbokapitalismus?
Workingman's Death ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die ausbeuterische Arbeit, reduziert seine vielschichtige Problematik jedoch auf eine Kritik am schleichenden Wertverlust körperlicher Arbeit.
Autor/in: Reinhard Kleber, 19.10.2006