Nachts arbeitet Ali als Wachmann in einer Teheraner Autofabrik, tagsüber schläft er und verbringt so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau und seiner 6 Jahre alten Tochter. Als er eines Tages vom Jagen in den Wäldern zurückkehrt, wird er von den iranischen Behörden kontaktiert, die ihm mitteilen, dass seine Frau zufällig in eine Demonstration hineingeraten sei und durch die Kugel eines Polizisten ums Leben kam. Nachdem sich herausstellt, dass seine Tochter ebenfalls tot ist, versteckt sich Ali oberhalb einer Autobahn und erschießt zwei Streifenpolizisten. Kurz darauf wird er von der Polizei gejagt, die ihn in den Wäldern Teherans fasst.
Der im englischen Originaltitel "The Hunter" angelegte Verweis auf die Jagd findet sich in der Bildmetaphorik wieder. Konsequent baut Pitts von Anfang an eine Welt auf, in der die Jagd und der Tod ständige Begleiter des Alltags sind. So nehmen beispielsweise die wiederholten
Kamerafahrten, die Alis Auto durch einen Tunnel Teherans folgen, bereits die Bewegung des Projektils durch den Gewehrlauf vorweg. Die entsättigten
Farben der tableauhaften
Totalen auf die Hauptstadt und die permanente Geräuschkulisse aus Lärm und minimalen Toncollagen spiegeln das angespannte Verhältnis der Hauptfigur zu dem iranischen Machtzentrum Teheran. Die oftmals repetitiven
Schnittfolgen vermitteln zusätzlich das Gefühl maschineller Monotonie des Alltags. In der Kombination dieser Mittel mit den Verweisen auf aktuelle politische Ereignisse entsteht Rafi Pitts' politische Parabel, die den Iran als seelisches Gefängnis portraitiert, in dem das Individuum, auch wenn es sich fügt, unter die Räder gerät.
Durch die Konfrontation zwischen dem Protagonisten und der Polizei, sowie die Geräuschkulisse aus Radionachrichten und Rufen der Demonstranten verweist Pitts auf die unruhegeladene Situation im Iran. Dies bietet für die filmpädagogische Arbeit mit Jugendlichen eine interessante Diskussionsgrundlage, sich mit der politischen Gegenwart des Landes auseinander zu setzen. Filmgeschichtlich ließe sich analysieren, wie Pitts Fragmente von Filmen wie Peter Bodganovics
Targets (USA 1968) oder Jim Jarmusch’s
Dead Man (USA 1995) mit den Genremustern des Western vermischt, um daraus eine politische Parabel zu destillieren. Im Kunstunterricht könnte man die komplexe Bildsprache und Metaphorik des Regisseurs vertiefend erläutern und mit Beispielen aus der bildenden Kunst vergleichen.
Autor/in: Alejandro Bachmann, 29.03.2010
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