Auf dem Dachboden der Burg Eulenstein lebt seit Urzeiten ein kleines Gespenst. Jede Nacht beim zwölften Schlag der Rathausuhr wird es wach und beginnt zur Geisterstunde in der Burg seine Runde. Sein größter Wunsch ist es, die Welt einmal am Tage zu sehen. Jedoch selbst sein bester Freund, der weise Uhu Schuhu, kann ihm da nicht helfen. Auf einer Nachtwanderung seiner Schulklasse im Burgmuseum überrascht der Apothekersohn Karl das kleine Gespenst. Aber niemand glaubt ihm ein Gespenst gesehen zu haben, nicht einmal seine besten Freunde/innen. Als das Gespenst bald darauf Schlag zwölf Uhr aufwacht, ist es seltsamerweise taghell – jemand hatte die Uhr verstellt. Doch bevor das kleine Gespenst seine Freude darüber auskosten kann, hat die Sonne es pechschwarz gefärbt. Als "schwarzer Unbekannter" geistert es nun durch das Städtchen und bringt die 375-Jahrfeier gehörig durcheinander. Karl und seine Freunde/innen müssen einiges riskieren und die Rathausuhr umstellen, damit es wieder ein harmloses Nachtgespenst werden und auf die Burg zurückkehren kann.
Diese Neuverfilmung setzt im Gegensatz zu der
Zeichentrickadaption des Trickfilmers Curt Linda aus dem Jahr 1992 ganz auf moderne Technik und die veränderten Sehgewohnheiten der jungen Zuschauer/innen. In einer Mischung aus
Animation (das Gespenst) und Realfilm setzt
Das kleine Gespenst Otfried Preußlers Klassiker von 1966 als liebevoll erzählte Spuk-Geschichte um, die genügend Schauwerte, kindergerechte Action und fantasievolle Abenteuersequenzen bietet. Zugleich behält das idyllische Setting der Kleinstadt den für heutige Zeiten nostalgischen Charme der Vorlage bei. Neu hinzugefügt wurde die Figur des Apothekersohns Karl, dessen Freundschaft und Hilfsbereitschaft kleinen Zuschauer/innen hinreichende positive Identifikationsmöglichkeiten bieten.
Den meisten Schülern/innen dürfte Preußlers Geschichte zumindest als Hörspiel bekannt sein. Damit offeriert die Verfilmung gute Möglichkeiten, den Unterschied zwischen literarischem Original oder der Hörspielfassung und der Leinwandadaption zu erörtern und sich mit Kindern über "Gespenstergeschichten" und ihre Wirkung zu unterhalten. Spannende Diskussionsmöglichkeiten bietet der zentrale Konflikt, in dem sich Karl befindet: Wegen seiner Ehrlichkeit wird er unversehens zum "Problemschüler" und trifft vor allem bei den Erwachsenen auf Unverständnis, die ihn bald ungewollt ausgrenzen. In diesem Zusammenhang können Schüler/innen auch ermutigt werden, eigene Erfahrungen in Bezug auf solche Missverständnisse zu schildern. Nicht zuletzt kann der Film eine gute Grundlage sein, um die Entstehungsweise von Animationsfilmen zu erörtern. Schüler/innen der unteren Klassen erhalten zudem durch die nichtmenschlichen Akteure wie das Gespenst und der Uhu kreative Anregungen zum Malen und Basteln.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 20.09.2013
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