Sein Dasein als größter Superschurke der Welt hat Gru längst an den Nagel gehängt. Der einstige Griesgram, der sich durch den Diebstahl des Mondes selbst übertraf, kümmert sich mittlerweile als liebevoller Ersatzvater um seine drei Adoptivtöchter, während sein hauseigener Wissenschaftler Dr. Nefario und die kleinen, umtriebigen Minions anstelle von Superwaffen eine harmlose Konfitüre entwickeln. Doch als die schlagfertige Agentin Lucy von der Anti-Verbrecher-Liga Gru für die Jagd auf einen neuen Superkriminellen einspannt, stürzt sich der vormalige Bösewicht nach kurzer Bedenkzeit in sein nächstes Abenteuer.
Wie bereits der charmante Vorgänger
Ich – Einfach unverbesserlich (Despicable Me, Pierre Coffin, Chris Renaud, USA 2010) brilliert auch das Sequel mit detailreichen und aufwändig gestalteten 3D-
Animationen, die das Publikum in Grus Welt hineinziehen. In einer ästhetisch packenden
Sequenz tauchen Gru und Lucy mit einem Wunderauto durch eine belebte und
farbenfrohe Unterwasserlandschaft, wobei der 3D-Effekt besonders schön zur Geltung kommt. Doch während die technische Seite rundum überzeugt, fällt die Geschichte im Vergleich zum Herz erwärmenden ersten Teil etwas ab. Die Liebelei zwischen Gru und Lucy geht in den zahlreichen Actionszenen etwas unter – ganz so wie Grus liebenswerte Adoptivtöchter, die nunmehr eher Nebenfiguren sind. Nichtsdestotrotz ist auch die Fortsetzung ein unterhaltsamer Animationsfilm voller Situationskomik.
Der Film regt vor allem im Kunstunterricht dazu an, über die Einordnung moderner CGI-Animationsfilme in den Reigen der Trickfilmkunst zu diskutieren. Wo liegen ästhetische Unterschiede zwischen klassisch gezeichneten Zeichentrickfilmen wie
Das Dschungelbuch (The Jungle Book, Wolfgang Reithermann, USA 1967), Knetanimationen wie
Das Sandmännchen – Abenteuer im Traumland (Sinem Sakoglu, Jesper Møller, Deutschland, Frankreich 2010) und CGI-Grafiken? In diesem Kontext kann auch die Auswirkung der 3D-Technik auf die Rezeption eines Films besprochen werden. Daneben ermöglicht der Film eine Thematisierung von Vermarktungstechniken, die eine Großproduktion wie
Ich – Einfach unverbesserlich 2 begleiten. Hier können zum Beispiel die gelben Minions ein Aufhänger sein, die als beliebte Sidekicks pars pro toto für das Franchise stehen und demnächst sogar in einem eigenen Kinofilm auftreten sollen.
Autor/in: Christian Horn, 01.07.2013
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