Die rebellische Jugendliche Annabelle wird nach zwei Schulverweisen von ihrer Mutter, einer konservativen Senatorin, in die Provinz auf ein katholisches Mädcheninternat gebracht. Dort gewinnt die selbstbewusste Teenagerin schnell die Anerkennung ihrer Mitschülerinnen, unter anderem weil sie die attraktive Englischlehrerin Simone im Unterricht mit provozierenden Kommentaren und erotischen Anspielungen in Verlegenheit bringt. Annabelle ist lesbisch und macht keinen Hehl daraus, dass sie sich in die zurückhaltende Simone verliebt hat. Über die Liebe zur Literatur bahnt sich eine Freundschaft zwischen Lehrerin und Schülerin an, wobei die gläubige Simone Annabelles Annäherungsversuche zunächst ablehnt. Aufgefordert, das Mädchen zur Anpassung an die Internatsregeln anzuhalten, beginnt Simone durch die Auseinandersetzung mit Annabelle ihren eigenen Konformismus und nicht zuletzt die Liebesbeziehung zu ihrem Freund in Frage zu stellen. Schließlich kommt es doch zu Intimitäten zwischen den Frauen. Dabei werden sie von der Internatsleiterin überrascht, die Simone von der Polizei verhaften lässt.
Loving Annabelle ist ein Remake des mittlerweile zum lesbischen Kultfilm avancierten
Mädchen in Uniform (R: Leontine Sagan, Carl Froehlich) aus dem Jahre 1931 nach dem Bühnenstück
Gestern und Heute von Christa Winsloe. In dem Klassiker der Weimarer Republik bleibt die lesbische Liebe nur Andeutung, im Mittelpunkt stehen Adoleszenzproblematik und Aufbegehren gegen das preußische Erziehungssystem. In
Loving Annabelle hingegen stellt Regisseurin Katherine Brooks die Liebesbeziehung zweier Frauen in einem katholischen Umfeld ins Zentrum, wobei der Glaubenskonflikt dramaturgisch jedoch schwach ausgearbeitet bleibt. In teilweise romantischen Bildern thematisiert der Film die Frage nach homosexueller Selbstbestimmtheit und die Konflikte, denen sich lesbische Frauen ausgesetzt sehen, sobald sie sich über gesellschaftliche Tabus hinwegsetzen. Der verantwortungsbewussten, um Anpassung bemühten Lehrerin stellt die Regisseurin eine Jugendliche gegenüber, die entschieden zu ihren Gefühlen steht. Trotz der etwas klischeehaften, plakativen Darstellung von Figuren und Setting bietet
Loving Annabelle für ein junges Publikum fruchtbare Diskussionsansätze über die Selbstbehauptung der eigenen (sexuellen) Identität.
Autor/in: Susanne Gupta, 23.05.2007