Ein Taschendieb wird von einem Unbekannten durch die Straßen Washingtons gehetzt und in einer Seitengasse kaltblütig erschossen. Am selben Tag stößt jemand die Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten vor eine U-Bahn. Auf den ersten Blick haben beide Mordfälle nichts miteinander zu tun, doch dann führt eine routinemäßige Recherche den altgedienten Journalisten Cal McAffrey auf die Spur eines möglicherweise weit reichenden Komplotts. Beide Todesfälle hängen offenbar mit einer Untersuchung zusammen, bei dem sich eine private Sicherheitsfirma vor einem Kongressausschuss verantworten muss.
Für die Kinoadaption der sechsteiligen BBC-Serie
State of Play haben die Drehbuchautoren die Handlung nach Übersee versetzt und den Geflogenheiten des klassischen Politthrillers angepasst. Der Washington Globe-Reporter Cal McAffrey jagt mit einer Kollegin der sich abzeichnenden Verschwörung hinterher wie einst die beiden Washington Post-Reporter den verbrecherischen Machenschaften der Nixon-Administration. Stilistisch unterscheidet sich
State of Play trotzdem deutlich von seinem Vorbild
Die Unbestechlichen (Alan J. Pakula, USA 1976), in dem die Recherchen in geruhsamen Bahnen verlaufen. Regisseur Kevin Macdonald (
Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht (USA, GB 2006) hingegen suggeriert durch eine von häufigen Szenenwechseln geprägte
Montage eine Welt, in der sich die Ereignisse überstürzen und Nachrichten im Stundentakt überholt erscheinen. Die Architektur der Zeitungsredaktion wird dabei durch ihre lichtdurchflutete Offenheit in Opposition zur politischen Hinterzimmerdiplomatie gesetzt.
Das beherrschende Thema von
State of Play ist der derzeitige Strukturwandel innerhalb der Medien. So lässt sich anhand des Films im Unterricht grundsätzlich über die Funktion der Medien in demokratischen Gesellschaften debattieren. Auch kann die augenblicklich geführte Debatte vertieft werden, inwiefern die Internet-basierten Medien den klassischen Journalismus verändern. Stichworte wären hier beispielsweise der "Leserreporter" sowie Journalismus-Modelle, in denen nach dem Vorbild der Wikipedia-Enzyklopädie arbeitsteilig die Hintergründe eines Themas recherchiert werden. Ein weiterer Anknüpfungspunkt ergibt sich aus dem Thema des Films: Was bedeutet es für die Demokratie, wenn der Staat sein Gewaltmonopol teilweise an private Sicherheitsfirmen delegiert? Und schließlich stellt sich auch die Frage, wie das Verhältnis zwischen Aufklärung und Unterhaltung in
State of Play gewichtet ist.
Autor/in: Michael Kohler, 16.06.2009
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