Als die Hamburger Punk-Band
1000 Robota im Jahr 2007 mit ersten Konzerten an die Öffentlichkeit geht, ist die Fachpresse begeistert. Kurze Zeit später haben die drei Musiker, die zum Teil noch nicht volljährig sind, einen Plattenvertrag in der Tasche. Als große neue Musikhoffnung gefeiert und mit Bands wie
Fehlfarben oder
Die Goldenen Zitronen verglichen, kämpfen
1000 Robota fortan um eine eigene Identität und mit den Zwängen des Musikgeschäfts. Schon bald gibt es mit ihrem Plattenlabel Streit: Der forcierte Erfolg bleibt aus und die Band will nicht von ihren Idealen abweichen.
Sabine Trostel hat das Trio zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet; bereits vor der Unterzeichnung des Plattenvertrags fanden Dreharbeiten statt. Ihr Dokumentarfilm
Utopia Ltd. zeigt aus einer beobachtenden Warte heraus die ersten Schritte seiner unangepassten Protagonisten im Musikbusiness. Totale und halbtotale
Einstellungen bestimmen neben kurzen Interviews die Filmästhetik. Trotz der zurückhaltenden Arbeitsweise ist der Film nah am Geschehen und bezeugt intime und authentische Situationen, etwa wenn Frontmann Anton Spielmann und die Label-Betreiber über wirtschaftliche Aspekte der Plattenveröffentlichung streiten. Dabei lässt Trostel die Ereignisse unkommentiert. Die an Musikclips erinnernden Konzertaufnahmen haben durchweg eine höhere und dynamischere
Schnittfrequenz und stehen im Kontrast zu Filmszenen, die die Routine des Tournee-Alltags oder das Leben zwischen Schule, Ausbildung und Bandprobe einfangen.
Utopia Ltd. zeigt, wie sich die Band
1000 Robota gegen ökonomische Zwänge der Musikindustrie stellt. Der Film regt deshalb im Unterricht zu einer konstruktiven Debatte über Kunst und Kommerz an. Die Schwierigkeit, in der Realität künstlerisch autonom zu bleiben, lässt sich auch anhand des Filmtitels diskutieren. Die persönliche und kreative Entwicklung der jungen Männer ist ein schmerzhafter Prozess, dennoch bleiben sie sich treu. "Wir wollen Entstehung bewirken und nicht erinnern", verdeutlicht Anton Spielmann sein Selbstverständnis als Musiker. Zudem kann anhand des Films die Rolle der Medien im Musikbusiness diskutiert werden. Diese werden von den drei Musikern zwar zur Selbstinszenierung und zu Werbezwecken genutzt, doch bemühen sie sich dabei, sich nicht von ihnen vereinnahmen zu lassen.
Autor/in: Stefanie Zobl, 11.05.2011
Mehr zum Thema auf kinofenster.de: