Im Sommer 2002 wird der 17-jährige Marinus von drei etwa gleichaltrigen Jugendlichen in der Brandenburgischen Provinz brutal ermordet und verscharrt. Matthias, sein bester Freund, findet Monate später den Leichnam in einer aufgelassenen Jauchegrube. Drei Jahre nach dem Mord sucht die Regisseurin Tamara Milosevic den Ort des Geschehens auf. Sie begegnet Matthias, der noch immer unter der Traumatisierung leidet und dem eine schwere Depression diagnostiziert wurde. Im Unterschied zu vielen anderen Bewohnern/innen des Dorfes Potzlow findet er nur schwer zur "Normalität" zurück, einer Normalität, die von Arbeitslosigkeit, Alkohol und Gleichgültigkeit gekennzeichnet ist. Der Schwächere, das Opfer, war und ist hier "zur falschen Zeit am falschen Ort".
Ohne moralisches Urteil über das Geschehen, fast ohne Erklärung und Kommentar richtet der Dokumentarfilm seinen Fokus auf das soziale Umfeld der Gewalttat, die auch einen rechtsextremistischen Hintergrund aufweist, und mutet den Zuschauenden zu, selbst die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Durch die geduldige Beobachtung entsteht ein umso beunruhigenderes Sozio- und Psychogramm, das wie in einem Spiegel fremde, aber auch eigene Abgründe entdecken lässt.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
29.09.2006, Vision Kino 2006.