London, 1961. Jenny ist 16, ein intelligentes Mädchen aus kleinbürgerlichem Hause, das Cello spielt, sich für französische Filme, Chansons und Literatur begeistert – und ein großes Ziel vor Augen hat: Sie möchte in Oxford studieren und Lehrerin werden. Als Klassenbeste sind ihre Chancen dazu ausgezeichnet. Dann aber begegnet sie David, fast zwanzig Jahre älter als sie, ein charmanter Mann mit luxuriösem Lebensstil, der sie in die Welt der Bohème einführt. Jennys Eltern haben nichts dagegen, wittern sie doch eine gute Partie. Ihre Lehrerinnen aber sind zutiefst enttäuscht. Denn Jennys Leistungen brechen ein. Und so gerät Oxford plötzlich in weite Ferne.
An Education ist ein wunderbarer
Coming-of-Age-Film, der nicht nur auf sehr unterhaltsame und feinfühlige Weise den Reifeprozess seiner Heldin einfängt, sondern auch das Lebensgefühl der frühen 1960er-Jahre, ohne dabei jedoch den Fokus zu sehr auf die Schauwerte der Epoche zu richten. Im Vordergrund stehen die liebevoll entwickelten Charaktere, die auch dann lebensnah erscheinen, wenn sie – wie etwa der Vater – augenzwinkernd überzeichnet sind. So ist
An Education vor allem ein exzellenter Schauspielerfilm mit prominentem Ensemble, aus dem die junge Hauptdarstellerin herausragt: Carey Mulligan, die im Film an Audrey Hepburn und Anna Karina erinnert, verleiht ihrer Figur eine Tiefe und Kraft, die sie besonders für ein junges weibliches Publikum attraktiv macht.
Der Film von Lone Scherfig umkreist zwei verschiedene Arten von Bildung: Die Wissensaneignung in der Schule und die Erfahrungen, die die "Schule des Lebens" lehrt. Die junge Protagonistin muss erfahren, wie wichtig es ist, beides miteinander in Einklang zu bringen, um ein selbst bestimmtes Leben verwirklichen zu können. Insofern kann der Film als Anregung dienen, um, etwa im Ethik- oder Religionsunterricht, die Frage zu diskutieren: "Warum lernen wir?". Unterrichtsrelevant ist
An Education aber auch in zeithistorischer Hinsicht: Denn der Film erzählt die Geschichte einer individuellen Emanzipation vor dem Hintergrund des kulturellen und gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses der 1960er in England.
Autor/in: Jörn Hetebrügge, 16.02.2010
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