Nach einer wilden Verfolgungsjagd durch ein Berliner Luxuskaufhaus werden Hanni und Nanni des Diebstahls beschuldigt. Ihre Eltern stecken die Zwillinge nach einem Schulverweis in das abgelegene Internat Lindenhof. Während die ruhige Nanni erste Freundschaften knüpft, eckt die hitzköpfige Hanni oft an, vor allem bei der strengen Konrektorin Mägerlein. Obwohl die leidenschaftliche Hockeyspielerin Hanni das Internat möglichst rasch verlassen will, überredet sie Nanni, im dortigen Hockeyteam mitzuspielen. Als das schwache Lindenhof-Team gegen die Auswahl ihrer alten Schule antritt, müssen die Zwillinge entscheiden, wohin sie gehören.
69 Jahre hat es seit der Publikation des ersten Bandes der Buchreihe der englischen Schriftstellerin Enid Blyton im Jahr 1941 bis zur ersten Kinoversion gedauert. Wurden schon die sechs Originalbände Blytons für die in den 1960er-Jahren erschienenen deutschen Buchübersetzungen modernisiert und auf deutsche Schauplätze übertragen, so setzt die Kinofassung diese Modernisierungslinie fort. Regisseurin Christine Hartmann bietet mit ihrer freien Adaption des ersten Bandes der primär weiblichen Teenager-Zielgruppe gefällige Unterhaltung mit hohem
Schnitttempo und einem eingängigen Popmusik-
Soundtrack. Die episodische Struktur der einfachen Story setzt auf viel Slapstick-Humor, bleibt aber insgesamt arm an dramatischen Höhepunkten. Handwerklich gut umgesetzt, erscheint die Handlung trotz der Aktualisierung etwas unzeitgemäß.
Der Kinofilm legt einen Vergleich mit dem Erzählstoff der deutschen Buchausgabe nahe, wobei für den Fremdsprachenunterricht das englische Original herangezogen werden kann. Da auch eine 1972 gestartete deutsche Hörspielreihe vorliegt, bietet sich zudem eine medienübergreifende Analyse der Erzählweisen an. Interessant für den Deutschunterricht ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Art und Weise der Figurentypisierung. Dies gilt vor allem für die Konrektorin Mägerlein, die am Ende einen wenig glaubwürdigen Sinneswandel zeigt. In Fächern wie Lebenskunde, Ethik oder Gesellschaftskunde gibt der Film Gelegenheit zu untersuchen, wie wichtig Werte wie Freundschaft, Loyalität und Vertrauen sind. Nicht zuletzt liefert das im modernen Umfeld antiquiert wirkende Verbot von elektronischen Kommunikationsmitteln im Internat den Anlass für eine fächerübergreifende kritische Reflexion der Vor- und Nachteile moderner Kommunikationsmittel.
Autor/in: Reinhard Kleber, 15.06.2010
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