Im von Deutschland besetzten Frankreich macht eine amerikanisch-jüdische Spezialeinheit während des Zweiten Weltkriegs Jagd auf Nationalsozialisten. Das Schicksal der Juden und Jüdinnen soll dem verhassten Feind mit größtmöglicher Grausamkeit heimgezahlt werden. Auf der Liste der sogenannten "Inglourious Basterds" steht auch der als "Judenjäger" gefürchtete SS-Oberst Hans Landa, ein so eleganter wie heimtückischer Verhörspezialist. Als er und mit ihm die gesamte Führungsriege des "Dritten Reichs" plant, der Premiere eines Propagandafilms in einem Pariser Kino beizuwohnen, bietet sich den "Bastarden" unter Leitung des US-Offiziers Aldo Raine eine einmalige Chance. Dort sinnt allerdings auch die jüdische Kinobetreiberin Shosanna auf Rache. Fast kommen sich die beiden Parteien in die Quere. Schließlich jedoch werden Hitler, Goebbels und weitere NS-Persönlichkeiten in einem beispiellosen Inferno ihrem aus Sicht der "Basterds" verdienten Schicksal zugeführt. Der Zweite Weltkrieg ist vorzeitig beendet.
Der US-amerikanische Kult-Regisseur Quentin Tarantino pflegt in
Inglourious Basterds einen allemal spielerischen Umgang mit der Geschichte. Die tatsächliche Historie nutzt er lediglich als Steinbruch für eine bunte Genrehandlung, die sich zwischen reißerischer Action und jüdischer Rachefantasie auf gewagtes Terrain begibt. Stilistisch bedient er sich bei verschiedensten Genres, etwa bei italienischen Spaghetti-Western und B-Movies der 1970er-Jahre, aber auch bei Melodram und Komödie. Der für seine exzessiven Gewaltdarstellungen berüchtigte Regisseur hält sich auch diesmal nicht zurück: Die Gegner der Spezialeinheit werden mit Baseballschlägern niedergemacht und skalpiert. Weit größeren Raum beanspruchen jedoch intensive Dialogsequenzen, insbesondere die mit grausamer Raffinesse geführten Verhöre Landas. Auch dank der exzellenten, vor allem deutschen und österreichischen Besetzung bewegen sich diese Passagen auf allerhöchstem Niveau.
Problematisch ist, neben der willkürlichen Umschreibung der Geschichte, vor allem das Auge-um-Auge-Prinzip der "gerechten Rache". Hier ließe sich etwa eine Diskussion führen über die im Film dargestellte "gerechte Rache" und der tatsächlichen völkerrechtlichen Umsetzung. Auf kernige Unterhaltung getrimmte Kriegsfilme wie
Das dreckige Dutzend (The Dirty Dozen, Robert Aldrich, USA 1967) waren diesbezüglich bis in die 1970er-Jahre hinein ebenfalls nicht zimperlich. Tarantino, der in seinem Film mit Zitaten nicht spart, beruft sich außerdem auf Propagandafilme der damaligen Alliierten wie Fritz Langs
Auch Henker sterben (Hangmen Also Die!, USA 1943). Diese wollten den Gang der Geschichte nicht nur nachzeichnen, sondern auch beeinflussen. Zwar wird die Idee narrativer Freiräume des Kinos gegenüber der Realität hier ins Extrem getrieben, als Grundlage jeder Diskussion über das Medium darf man sie jedoch dankbar aufgreifen. Immerhin gelingt der finale Schlag gegen die NS-Diktatur - wenigstens symbolisch - in einem Kino.
Autor/in: Philipp Bühler, 17.08.2009
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