Der Musikfilm-Regisseur Jon Chu begleitete 2010 den damals 16-jährigen Justin Bieber auf seiner ersten großen USA-Tournee und mischt auf klassische Weise Konzertmitschnitte mit Blicken hinter die Kulissen und eingestreuten Interviews. Dabei kommen neben Familienmitgliedern des kanadischen Teenie-Stars und seiner aus Managern, Musikproduzenten und diversen Angestellten bestehenden Entourage auch zahlreiche Fans zu Wort. Private Familienaufnahmen runden den "privilegierten" Blick auf das Phänomen Justin Bieber ab.
In der Karriere Biebers spielen soziale Netzwerke im Internet eine kaum zu unterschätzende Rolle. Seine Mutter lud Gesangseinlangen ihres 12-jährigen Sprösslings auf YouTube hoch, wo er schnell eine wachsende Fangemeinde hinter sich scharte und die Aufmerksamkeit eines findigen Musikmanagers erregte. Um dieser Vorgeschichte gerecht zu werden, beginnt Chu seinen Film mit einem leinwandfüllenden Computerbildschirm und legt immer wieder YouTube-Fenster und Twitter-Nachrichten über das laufende Bild. In einer eindrucksvollen
Montage füllen zunächst unzählige YouTube-Ausschnitte, in denen Bieber-Fans Lieder ihres Idols nachsingen, die Leinwand, um dann im
Panorama eines mit tausenden Fans gefüllten Konzertsaals aufzugehen.
Zu Beginn des Films beschreibt ein Fan Justin Bieber als "ganz normalen Jungen, dessen Träume in Erfüllung gegangen sind". Chu schließt sich dieser populären Einschätzung im Wesentlichen an, wobei nicht zu übersehen ist, dass aus dem "normalen Jungen" innerhalb weniger Jahre ein perfekt vermarktetes Produkt und aus dem Traum ein goldener Käfig geworden ist. Hier lässt sich eine Diskussion über die durch mediale Jugendidole geprägten Rollenbilder anschließen – eventuell mit
Hannah Montana – Der Film (USA 2009) als zweiter Kinoreferenz. Daran anschließend kann auch hinterfragt werden, ob und inwiefern sich die Schüler/innen selbst im Internet darstellen, welche Nutzen sie daraus ziehen, aber auch welchen Gefahren sie sich damit aussetzen. Ein weiteres wichtiges Thema wird in Chus Film nur gestreift: die schmale Linie zwischen Schwärmerei und Hysterie, die im Film zahllose Mädchen überschreiten. Hier kann in unteren Klassenstufen auf persönliche Erfahrungen der Schüler/innen eingegangen werden, während sich in den älteren Jahrgängen eine grundsätzliche Diskussion über die psychologischen und/oder gesellschaftlichen Gründe für derartige Massenhysterien anbietet.
Autor/in: Michael Kohler, 08.03.2011
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.