Seit dem Unfalltod seiner Eltern hat sich Enoch von Freunden, Familie und Schule zurückgezogen. In seiner Trauer besucht der junge Mann Beerdigungen ihm fremder Menschen und begegnet dabei der klugen und lebensfrohen Annabel. Die beiden Teenager freunden sich an und Annabel gelingt es schließlich, Enoch aus seinem inneren Exil hervorzulocken. Dabei ist das Mädchen selbst dem Tod näher als dem Leben, denn es leidet an einem Gehirntumor im Endstadium. Enoch bietet sich Annabel für die kurze, ihr verbleibende Zeit als Wegbegleiter an, nicht ahnend, dass er in ihr seine erste große Liebe finden wird.
Restless ist eine sensibel erzählte Geschichte über zwei Jugendliche und ihre Liebe ohne Zukunft. Zeitlich ist der Film im Herbst und Winter angesiedelt und unterstreicht durch warme, aber dunkle
Farben und einen melancholischen
Independent-Soundtrack die existenzielle Ausnahmesituation und Entrücktheit der beiden Hauptfiguren. Einmal mehr versteht sich Regisseur Gus Van Sant auf die Befindlichkeiten junger Menschen zwischen Kindheit und Erwachsensein. Thematisch ähnelt
Restless Van Sants "Trilogie des Todes", den Filmen
Gerry (USA 2001),
Elephant (USA 2003) und
Last Days (USA 2005), doch steht nun die Auseinandersetzung mit Sterblichkeit und Trauer in Mittelpunkt und weniger der sich anbahnende Tod. Zudem fällt
Restless mit seiner chronologischen und stringenten Erzählweise konventioneller aus und mündet in ein tröstliches Ende, da beide Figuren schließlich mit sich ins Reine kommen.
Der Film bietet Ansatzpunkte, um anhand einer Figurenanalyse in Ethik, Religion und Philosophie die Themen Tod und Trauer zu diskutieren. Annabel und Enoch verarbeiten unterschiedlich – dem Leben zugewandt die eine, voller Wehmut der andere – das Wissen um die eigene Sterblichkeit und die der anderen. Welche Konsequenzen können daraus für das Leben gezogen werden? In Deutsch und Englisch kann von
Restless ausgehend zudem die thematische Verflechtung von Jugend, Liebe und Tod in der Literatur (beispielsweise in William Shakespeares Tragödie
Romeo und Julia von 1597) wie auch im Film – etwa in
Harold und Maude (Harold and Maude, Hal Ashby, USA 1971) – im Hinblick auf Umsetzung und Botschaft untersucht werden.
Autor/in: Kirsten Taylor, 09.10.2011
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