Die deutschen SS-Soldaten vergnügen sich im Spätsommer 1943 in dem weißrussischen Dorf, in dem sie stationiert sind. Sie schwimmen im See und lassen sich bekochen. Auf Krieg deutet zunächst nichts hin. Auch der schweigsame Franz verdrängt den Schwur, den er auf Hitler geleistet hat. Vielmehr interessiert ihn Polina, die Tochter der Familie, bei der er untergebracht ist. Obwohl er kein Russisch kann, folgt er ihr zum Wasserholen an den nahen See und hilft ihr beim Äpfelpflücken. Dann jedoch wird der Befehl erteilt, alle Dorfbewohner/innen zu ermorden. Franz weigert sich, erschießt seinen Vorgesetzten und flieht mit Polina und deren Mutter. Um nicht von den russischen Partisanen oder der russischen Armee getötet zu werden, kleidet er sich wie ein Dorfbewohner. Gegenüber ihren Landsleuten gibt Polina Franz als ihren stummen Bruder aus. Nach dem Tod von Polinas Mutter flieht das ungleiche Paar in die Wälder und gerät immer wieder zwischen die Kriegsfronten. Obwohl Polina einen tiefen Hass gegen alle Deutschen verspürt, die soviel Leid über ihr Leben gebracht haben, entwickelt sich eine zaghafte Beziehung zu Franz.
Schon die ersten Bilder der nackt badenden Männer erinnern an die Ästhetik von Leni Riefenstahl, die mit ihren Filmen die faschistische Ikonografie des Hitler-Regimes prägte. Erst als die Männer ihre SS-Uniformen anziehen, offenbart sich, auf welcher Seite sie stehen. Die Beiläufigkeit, mit der Michail Segal diese Szene inszeniert, wirkt umso erschreckender. Nach der Flucht von Franz und Polina jedoch wird auf ähnliche subtile Andeutungen leider verzichtet. Die nostalgischen warmen Farbtöne weichen endgültig grauer Tristesse und die Adaption einer Novelle des weißrussischen Schriftstellers Ales Adamowitsch setzt auf unmissverständliche Symbolik. Dabei geht es dem Antikriegsfilm weniger um eine Schilderung konkreter historischer Ereignisse im Verlauf des Zweiten Weltkriegs als um die Darstellung einer emotionalen Beziehung. Franz und Polina, die eher gemeinsame Verzweiflung als Liebe vereint, dienen für die Zuschauenden als Identifikationsfiguren. Obwohl der Deutsche und die Russin nicht dieselbe Sprache sprechen, widersetzen sie sich ihrer inhumanen Umwelt. Aus ihrem Blickwinkel werden Brutalität, Misstrauen und ein erschreckender Hass spürbar, der selbst vor Kindern nicht Halt macht.
Autor/in: Stefan Stiletto, 29.08.2007