Inhalt
Der Schweizer Musiktherapeut Wolfgang ist seit seinem 22. Lebensjahr blind. Nachdem er einige Jahre als Physiotherapeut gearbeitet hat, lebt und arbeitet er nun schon seit 16 Jahren in einem Bergdorf in der Toskana. In seine Praxis kommen Kinder mit zum Teil schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Dort können sie verschiedene Klangkörper und Instrumente ausprobieren, außerdem spielt er ihnen Geräusche aus der Natur vor, die er bei seinen ausgedehnten Wanderungen aufnimmt. Nach und nach lernen die Kinder Kontakt aufzunehmen, aus sich herauszugehen oder zu entspannen. In unterschiedlichem Maß können sie dann die Erfahrungen aus der Therapie ins Leben selbst übertragen, wie zum Beispiel die 13-jährige Jenny: Früher konnte sie weder laufen noch sprechen. Heute besucht sie eine Oberschule, fährt eigenständig mit ihren nichtbehinderten Freundinnen mit dem Zug und kann sich viel klarer artikulieren.
Umsetzung
In langen Einstellungen zeigt die Kamera die Therapiestunden und beobachtet Wolfgang in seinem Alltag. Dabei passt sie sich hinsichtlich des Tempos ganz seinem ruhigen, besonnen Lebens- und Arbeitsrhythmus sowie seinem vorsichtigen Herantasten an Kinder und Umwelt an. Die Bilder der therapeutischen Arbeit wechseln sich mit imposanten Bildern der toskanischen Landschaft ab. Indem diese mit verschiedenen Klängen oder Instrumentalmusiken unterlegt sind, erscheinen die beiden Bereiche untrennbar miteinander verbunden. In einigen wenigen Interviewpassagen erzählt Wolfgang von seinem besonderen Lebensweg oder kommen Elternteile zu Wort; eine übergeordnete Erzählerstimme gibt es nicht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film vermittelt einen Eindruck davon, auf welche vielfältige Weise Menschen ihre Umwelt wahrnehmen und entdecken können. Er zeigt, wie die Kinder und Jugendlichen durch Klänge, Geräusche, Musik und Tanz Selbstbewusstsein und Sicherheit gewinnen, Wege finden, sich mitzuteilen und lernen, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Dieses Prinzip gilt ebenso für den Therapeuten, der mit verschiedenen körperlichen Einschränkungen leben muss und seine Selbsterfahrung an die Patienten weitergeben kann. Das zweite Thema des Films ist die Bedeutung von Musik als verbindendes Element, als etwas, das Menschen zutiefst berühren kann, Mut machen und zum Leben erwecken kann. So kann der Film allgemein im Sinne einer inklusiven Pädagogik zum Einsatz kommen und im Besonderen im Musikunterricht, um den Begriff der Musik um eine Facette zu erweitern.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 01.05.2012, Vision Kino 2012.