Der der Literaturwissenschaft entlehnte Begriff wird zur Kategorisierung von Filmen verwendet und bezieht sich auf eingeführte und im Laufe der Zeit gefestigte Erzählmuster, Motive, Handlungsschemata oder zeitliche und räumliche Aspekte. Häufig auftretende
Genres sind beispielsweise Komödien,
Thriller,
Western, Action-, Abenteuer-,
Fantasy- oder
Science-Fiction-Filme.
Die schematische Zuordnung von Filmen zu festen und bei Filmproduzenten/-innen wie beim Filmpublikum bekannten Kategorien wurde bereits ab den 1910er-Jahren zu einem wichtigen Marketinginstrument der Filmindustrie. Zum einen konnten Filme sich bereits in der Produktionsphase an den Erzählmustern und -motiven erfolgreicher Filme anlehnen und in den Filmstudios entstanden auf bestimmte Genres spezialisierte Abteilungen. Zum anderen konnte durch die Genre-Bezeichnung eine spezifische Erwartungshaltung beim Publikum geweckt werden. Genrekonventionen und -regeln sind nicht unveränderlich, sondern entwickeln sich stetig weiter. Nicht zuletzt der gezielte Bruch der Erwartungshaltungen trägt dazu bei, die üblichen Muster, Stereotype und Klischees deutlich zu machen. Eine eindeutige Zuordnung eines Films zu einem Genre ist meist nicht möglich. In der Regel dominieren Mischformen.
Filmgenres (von französisch: genre = Gattung) sind nicht mit
Filmgattungen zu verwechseln, die übergeordnete Kategorien bilden und sich im Gegensatz zu Genres vielmehr auf die Form beziehen.
Horrorfilme zählen neben
Science-Fiction- und
Fantasyfilmen zum
Genre des Fantastischen Films und haben ihren Ursprung sowohl im Schauerroman des 19. Jahrhunderts als auch in unheimlichen oder brutalen Bühnenstücken, wie sie etwa im Théâtre du Grand Guignol in Paris aufgeführt wurden. Gemeinsam ist den meisten Horrorfilmen, dass sie von der Konfrontation mit dem Unberechenbaren erzählen, das in den normalen Alltag eindringt.Wie beim
Thriller spielt die Angst-Lust – das Genießen der Anspannung aus sicherer Distanz – beim Horrorfilm eine besondere Rolle.
Während klassische Horrorfilme wie etwa
Nosferatu Friedrich Wilhelm Murnau, D 1922) vor allem durch eine atmosphärische
Inszenierung oder mythische Monster Grusel erzeugen, setzen ikonische Vertreter des Genres seit den 1960er-Jahren verstärkt auf detailliert gezeigte Gewaltdarstellungen, die das Publikum schockieren sollen. Das Sub-Genre des Splatterfilms (von englisch: spritzen) bezeichnet besonders blutige Filme, in denen die Zerstörung des menschlichen Körpers in allen Details gezeigt wird. Insbesondere der absichtliche und offensiv zur Schau gestellte Verstoß gegen ethische Normen und die Überschreitung von Grenzen des Erträglichen prägt deren Erzählhaltung. Ein Klassiker des Splatterfilms ist
Blood Feast von Herschell Gordon Lewis (USA 1963). Mit Ängsten des Erwachsenwerdens, zu denen auch die Auseinandersetzung mit der Sexualität gehört, beschäftigt sich wiederum das Sub-Genre des Teen-Horrorfilms (zum Beispiel
A Nightmare On Elm Street (Wes Craven, USA 1984).
Stilistisch prägend für Horrorfilme sind die
Low-Key-Lichtgestaltung, harte Kontraste, der Einsatz von
Toneffekten, die Identifikation mit bestimmten Figuren – Täter oder Opfer – durch eine
subjektive Kamera sowie die Bedeutung von Effekten, wobei digitale Effekte (
visual effects) zunehmend die Arbeit mit
Masken und klassische am
Set hergestellte Spezialeffekte verdrängen.
Der Exorzist (
The Exorcist, William Friedkin, USA 1973) erregte vor allem wegen seiner Spezialeffekte Aufsehen, die noch ohne
digitale Verfahren hergestellt wurden und ungeheuer realistisch wirken. Das Gesicht des Mädchens wird zur Fratze: bleich, mit blutunterlaufenen Augen, von offenen Geschwüren übersät. Wenn sie den Mund öffnet, sieht man Zahnstummel und Blut, gelegentlich fährt eine lange, spitze Zunge daraus hervor. Den Kopf kann sie knarrend um 180 Grad drehen und sie spricht mit verschiedenen Geisterstimmen. Eine davon zischt und kreischt Sätze von auch heute noch schockierender Obszönität, umso mehr als Ärzte, Priester, das Kindermädchen und die Mutter davon betroffen sind, also die klassischen Guten. Der Gegensatz zwischen kindlicher Unschuld und äußerster Verdorbenheit macht einen großen Teil des Horrors aus.
Der
innere Monolog ist ein – ursprünglich literarisches – Mittel der Figurenrede, das Einblicke in die Gedankengänge einer Protagonistin/eines Protagonisten gewährt. Analog zum "Beiseitesprechen" im Theater kann die Figur dem Publikum zum Beispiel ihre Nöte und Motive erklären, in der extremeren Form des Bewusstseinsstroms (stream of consciousness) spricht sie ausschließlich mit sich selbst.
Weit häufiger kommt im Film das
Voice-over zum Einsatz. Diese Erzählstimme aus dem Off wird anders als der innere Monolog vor allem benutzt, um – etwa in einer Rückschau auf die Ereignisse – Kommentare und Zusatzinformationen zu geben. Eine Sonderform des inneren Monologs ist die direkte Ansprache des Publikums ("Durchbrechen der
vierten Wand"), oft zu komischen Zwecken verwendet etwa in den Filmen von Woody Allen.
Die Aufnahme eines Gegenstandes, einer Schrifttafel oder eine Texteinblendung wird in den Film hineingeschnitten, um eine dramaturgisch wichtige Information zu vermitteln.
- Zum einen können Inserts Gegenstände zeigen, die Teil der Handlung sind (diegetisch). Groß- oder Detailaufnahmen beispielswiese eines Kalenders, eines Briefs, einer Schlagzeile aus der Zeitung oder einer Uhr weisen explizit auf Informationen hin, die wichtig für das Verständnis des Films sind.
- Zum anderen gibt es Inserts, die kein Teil der Handlung selbst sind (nicht-diegetisch), sondern eine kommentierende, zitierende oder ironisierende Funktion haben, wie Schrifttafeln mit Zeitangaben ("Vor zehn Jahren") oder die typischen Text- oder Bildeinblendungen in den Filmen von Jean-Luc Godard.
Dieses
Montageverfahren ist auch als diskontinuierlicher Schnitt bekannt. Aus einer kontinuierlich gedrehten
Einstellung werden Teile herausgeschnitten, sodass rhythmische Bild- und Zeitsprünge entstehen. Diese können auf die Zuschauenden irritierend wirken, zugleich aber die Aufmerksamkeit und meist auch die Dynamik steigern.
Als "Erfinder" des
Jump Cuts gilt der französische
Nouvelle-Vague-
Regisseur Jean-Luc Godard, der mit solchen sprunghaften Schnitten, die erste Fassung seines Gangsterfilms
Außer Atem (
À bout de souffle, FR 1960) geschickt kürzte.
Die
Kadrage (frz.: le cadre; der Rahmen) bezeichnet in technischer Hinsicht das Seitenverhältnis des auf der Leinwand sichtbaren Bildausschnitts, in ästhetischer Hinsicht die Platzierung von Gegenständen und Personen im filmischen Raum.
Die
Bildkomposition beeinflusst das Verständnis und die emotionale Wirkung von Filmbildern und
Szenen, indem allein schon durch die räumliche Anordnung der handlungstragenden Elemente eine dramatische Spannung erzeugt wird. Durch
Schärfentiefe, Schärfenverlagerung und
Kamerabewegungen können die Beziehungen von Personen,
Gegenständen und Räumen in einer einzigen Einstellung und ohne
Schnitt zusätzlich betont werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von "innerer Montage". Der Begriff Kadrage ist nicht zu verwechseln mit
Bildkader, der Bezeichnung für ein Einzelbild auf dem Filmstreifen.
Je nachdem, ob die Kamera an einem Ort bleibt oder sich durch den Raum bewegt, gibt es drei grundsätzliche Arten von
Kamerabewegungen, die in der Praxis häufig miteinander verbunden werden:
- Beim Schwenken, Neigen oder Rollen (auch: Horizontal-, Vertikal-, Diagonalschwenk) bewegt sich die Kamera, bleibt aber an ihrem Standort.
- Bei der Kamerafahrt verlässt die Kamera ihren Standort und bewegt sich durch den Raum. Für möglichst scharfe, unverwackelte Aufnahmen werden je nach gewünschter Einstellung Hilfsmittel verwendet:
- Dolly (Kamerawagen) oder Schienen für Ranfahrten, Rückwärtsfahrten, freie Fahrten oder 360°-Fahrten (Kamerabewegung, die um eine Person kreist und sie somit ins Zentrum des Bildes und der Aufmerksamkeit stellt; auch Umfahrt oder Kreisfahrt genannt)
- Hebevorrichtungen für Kranfahrten
- Steadycam, eine besonders stabile Form der Handkamera, die reibungslose Kamerafahrten ermöglicht
- Drohnen für Aufnahmen aus der Luft (Vogelperspektive)
Der Zoom rückt dagegen entfernte Objekte durch die Veränderung der Brennweite näher heran und stellt damit keine Kamerabewegung dar.
Kamerabewegungen lenken die Aufmerksamkeit, indem sie den Bildraum verändern. Sie vergrößern oder verkleinern ihn, verschaffen Überblick, zeigen Räume und verfolgen Personen oder Objekte. Langsame Bewegungen vermitteln meist Ruhe und erhöhen den Informationsgrad, schnelle Bewegungen wie der Reißschwenk erhöhen die Dynamik. Eine bewegte Handkamera oder Handykamera suggeriert je nach Filmsujet Subjektivität oder (quasi-)dokumentarische Authentizität, während eine wie schwerelos wirkende Kamerafahrt häufig den auktorialen Erzähler imitiert. Drohnenaufnahmen aus großer Höhe verstärken den Effekt bis hin zu einer "göttlichen" Perspektive ("Gods eye view").
Die gängigste
Kameraperspektive ist die
Normalsicht. Die Kamera ist auf gleicher Höhe mit dem Geschehen oder in Augenhöhe der Handlungsfiguren positioniert und entspricht deren normaler perspektivischer Wahrnehmung.
Von einer
Untersicht spricht man, wenn die Handlung aus einer niedrigen vertikalen Position gefilmt wird. Der Kamerastandpunkt befindet sich unterhalb der Augenhöhe der Akteure/innen. So aufgenommene Objekte und Personen wirken oft mächtig oder gar bedrohlich. Eine extreme Untersicht nennt man
Froschperspektive.
Die
Aufsicht/Obersicht lässt Personen hingegen oft unbedeutend, klein oder hilflos erscheinen. Hierfür schaut die Kamera von oben auf das Geschehen. Die
Vogelperspektive ist eine extreme Aufsicht und kann Personen als einsam darstellen, ermöglicht in erster Linie aber Übersicht und Distanz.
Die
Schrägsicht/gekippte Kamera evoziert einen irrealen Eindruck und wird häufig in Horrorfilmen eingesetzt oder um das innere Chaos einer Person zu visualisieren.
Abgeleitet von einem Begriff aus der Theatertradition bezeichnet ein
Kammerspiel im Film eine Handlung, die nur an einem überschaubaren, klar abgegrenzten
Schauplatz spielt. Häufig ist die Einheit von Ort, Zeit und Handlung kennzeichnend für ein Kammerspiel ebenso wie die Konzentration auf wenige Figuren. Diese Reduzierung trägt oft zu einem Gefühl der Klaustrophobie bei und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schicksale, Psychologie und inneren Konflikte der Figuren. In diesem beschränkten filmischen Raum ist die
Schauspielführung von besonderer Bedeutung. Bestimmte
Gegenstände erfüllen oftmals symbolische Funktionen. Für Kammerspiele eignen sich daher insbesondere psychologische Stoffe aus den
Genres Drama und
Thriller.
Der Kammerspielfilm entstand als Genre in den 1920er-Jahren, geprägt vom
Drehbuchautoren Carl Mayer. Als erster Kammerspielfilm gilt Lupu Picks
Scherben (DE 1921). Aus dieser Zeit stammt auch Friedrich Wilhelm Murnaus berühmter Film über einen degradierten Hotelportier
Der letzte Mann (DE 1924). Die
Inszenierung eines Films als Kammerspiel wird bis heute gerne genutzt, um menschliche Konflikte in konzentrierter Form vorzuführen, zum Beispiel in
Cocktail für eine Leiche (
Rope, Alfred Hitchock, USA 1948)
Der Würgeengel (
El ángel exterminador, Louis Buñuel, MX 1962) oder in
Nobody knows (
Dare mo shiranai, Hirokazu Kore-Eda, JP 2004).
Kinderfilme definieren sich durch die Zielgruppe, für die diese hergestellt werden. Sie richten sich insbesondere an Kinder bis zum Alter von 12 Jahren, wobei der Übergang zum Jugendfilm fließend sein kann. Kinderfilme können sämtlichen
Filmgenres oder -
gattungen angehören – vom klassischen Märchenfilm über den Abenteuerfilm bis hin zum
Horrorfilm, vom
Animationsfilm bis hin zum Dokumentarfilm.
Gute Kinderfilme zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Perspektive der jungen Protagonisten/-innen übernehmen, Themen aus der Lebenswelt von Kindern auf altersangemessene Art und Weise aufgreifen und auf verstörende
Szenen verzichten. Dies schließt eine Behandlung ernster Stoffe jedoch nicht aus. Besonderer Beliebtheit bei Produzenten/-innen und beim Publikum erfreuen sich
Adaptionen bekannter Kinderbücher.
Kinderfilme lassen sich vom so genannten Familienfilm oder Family Entertainment abgrenzen, das durch Anspielungen und Nebenhandlungen auch Erwachsene ansprechen will.
Die
Komödie ist eines der ältesten und nach wie vor populärsten
Filmgenres und hat viele Subtypen: beispielsweise die romantische,
Horror-,
Screwball-,
Slapstick- oder Culture-Clash-Komödie. Entwickelt hat sich das Genre aus Traditionen des Theaters, Varietés und später auch der Stand-up-Comedy.
Komödien transportieren Humor und zielen darauf, ihr Publikum zum Lachen zu bringen. Dabei nutzen sie verschiedene Mittel wie Slapstick, visuellen Humor und Sprachwitz; besonders wichtig sind auch Überraschung, Timing und Kontext. Manchmal liegen Komik und Tragik dicht beieinander und verschmelzen zur Tragikomödie. Viele populäre Komödien scheinen vornehmlich der Zerstreuung zu dienen und können dadurch oft unkritisch wirken. Gleichzeitig sind Komödien durch ihren Hang zum Experiment und zur Übertreibung jedoch ideale Träger für gesellschaftspolitische Kritik.
Als berühmte Beispiele aus der Filmgeschichte können dazu
Der große Diktator (
The Great Dictator, Charles Chaplin, USA 1940) oder
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (
Dr. Strangelove or: How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb, Stanley Kubrick, GB 1964) herangezogen werden, aktuell lässt sich beispielsweise
Don't Look Up (Adam McKay, USA 2022) nennen.
Kompilationsfilme (auch:
Found Footage-Filme, Archivfilme) sind Filmwerke, die ganz oder zumindest hauptsächlich aus Archivmaterial bestehen. Die Kompilation von zuvor bereits produzierten
Szenen findet sich in unterschiedlichen
Gattungen, vom
Dokumentar-, Essay- und
Propagandafilm über fiktionale Formen bis hin zum
Animationsfilm.
Dabei stellen die Filme die ursprünglichen Bilder stets in einen neuen Bedeutungszusammenhang, durch die
Montage und oftmals auch durch einen
Voice-over-Kommentar. Bei dokumentarischen Kompilationsfilmen werden oftmals historische Bildquellen (Amateurfilme, Wochenschauen, Fotografien etc.) aus Archiven zusammengetragen. Das Material kann aber auch aus
Spielfilmen stammen, etwa bei Essayfilmen über die Filmgeschichte. Darüber hinaus ist der Ansatz in Musical- oder Konzertfilmen verbreitet, dort ähnelt die Kompilation meist dem Medley, also einer Best-Of-Collage von Musikstücken. Im japanischen
Anime ist derweil die Praxis verbreitet, Serienerzählungen in einer kürzeren Filmerzählung zu kompilieren.
Der Begriff
Kostümbild bezeichnet sämtliche Kleidungsstücke und Accessoires der Figuren. Kostümbildner/-innen legen bereits in der Filmplanungsphase und auf der Basis des
Drehbuchs und in Abstimmung mit
dem Regisseur/der Regisseurin, der
Maske und der
Ausstattung fest, welche Kleidung die Figuren in bestimmten
Filmszenen tragen sollen. Sie entwerfen diese oder wählen bereits vorhandene Kostüme aus einem Fundus für die Dreharbeiten aus.
Die Bekleidung der Figuren übernimmt dabei eine wichtige erzählerische Funktion und vermittelt – oft auch unterschwellig – Informationen über deren Herkunft, Charakter, Eigenschaften, gesellschaftlichen Status sowie die historische Zeit, in der der Film spielt. Zugleich kann das Kostüm auch eine symbolische Bedeutung haben, indem durch die
Farbgestaltung Assoziationen geweckt oder die Aufmerksamkeit auf bestimmte Figuren gelenkt wird.
In
We Want Sex (
Made in Dagenham, GB 2010), Nigel Coles Komödie über den Arbeitskampf von Näherinnen im London der 1960er-Jahre, werden unterschiedliche Lebenseinstellungen bereits durch die Kostüme der Arbeiterinnen charakterisiert. Tragen die älteren konservativen Näherinnen noch Kittelschürzen, sind ihre jüngeren Kolleginnen näher am Londoner Sixties-Look: Die Aufmachung im schrill-bunten Minikleid lässt manche gar von einer Modelkarriere à la Twiggy träumen.
Bei der
Kranaufnahme (engl.: crane shot) oder der
Kranfahrt (elevator shot) ist die Kamera an einer fest installierten oder fahrbaren Hebevorrichtung befestigt. Je nachdem, ob die Kamera ferngesteuert oder direkt von einem Operator bedient wird, ist zusätzlich eine Plattform angebracht. Kranfahrten ermöglichen eine kontinuierliche und sehr große Beweglichkeit der Kamera in und über der
Szene, die scheinbar die Gesetze der Schwerkraft überwindet. 1929 verwendete Paul Fejos in seinem Film
Broadway (USA) erstmals einen Kran.
Orson Welles gestaltete die
Eröffnungssequenz seines Filmes
Im Zeichen des Bösen (
Touch of Evil, USA 1958) mithilfe eines Kranes als vierminütige
Plansequenz: Sie beginnt mit der
Detailaufnahme eines tickenden Zeitzünders an einer Bombe. Die Kamera verfolgt dann den Bombenleger, später die Opfer und ein anderes Paar durch die Straßen einer Stadt, bevor die Explosion der Bombe die
Sequenz beendet. Auch Alfred Hitchcock nutzte den Kran, um aufsehenerregende Szenen zu gestalten und auch um
Spannung zu erzeugen, zum Beispiel in
Berüchtigt (
Notorious, USA 1946): Die Kamera beobachtet zunächst aus der
Vogelperspektive eine Party und fährt dann am Kran zwei Stockwerke abwärts, um mit der
Großaufnahme einer Hand zu enden, die einen geheimnisvollen Schlüssel hält.
Kranaufnahmen werden häufig auch verwendet, um Landschaftsaufnahmen zu realisieren, beispielsweise in
Naturdokumentationen wie
Die Nordsee – Unser Meer (Jan Haft u.a. DE 2013).
Der
Kriegsfilm ist ein
Genre, das in der Regel von den modernen Kriegen des 20. und 21. Jahrhunderts erzählt. Im engeren Sinne sind
Spielfilme gemeint, oft mit dramatischen (Kriegsdrama) und/oder Action-Elementen in der
Inszenierung von Schlachten; im weiteren Sinne kann der Begriff aber auch dokumentarische Kriegsdarstellungen umfassen. Filme über antike oder mittelalterliche Kriege werden meist anderen Genres zugeordnet (Monumentalfilm, Abenteuerfilm). Kriegsfilme entstanden bereits um 1900, aber die komplexere
Dramaturgie und Ästhetik des Spielfilm-Genres entwickelte sich nach dem Ersten Weltkrieg, unter anderem anknüpfend an dokumentarische
Propagandafilme wie
The Battle of the Somme (GB 1916).
In ideologischer Hinsicht bewegt sich das Genre zwischen Patriotismus, Glorifizierung von Soldatenehre und Kameradschaft oder Kritik am Krieg mit einem Fokus auf den Traumata der beteiligten Individuen. Männliche Rollenbilder nehmen dabei großen Raum ein. Neben realen Kriegen (Zweiter Weltkrieg, Vietnamkrieg) zeichnen manche Filme auch fiktive Szenarien; so finden sich Elemente des Genres oft auch im
Science-Fiction- oder
Fantasy-Kino. Ob für kritische Kriegsfilme der Begriff Antikriegsfilm zutreffend ist, gilt als umstritten.