Koistinen arbeitet als Wachmann in einer supermodernen Shopping Mall in Helsinki. Der verschlossene Mann fühlt sich einsam, kann aber mit dem Lebensstil seiner Kollegen wenig anfangen und geht lieber seiner Wege. Als er Mirja begegnet, ist es für ihn Liebe auf den ersten Blick. Doch die attraktive Frau ist die Geliebte eines Gangsters und gibt Koistinen gegenüber nur vor, seine Gefühle zu erwidern. Sie dient als Lockvogel, der auf den Wachmann angesetzt wurde, um an dessen Schlüsselbund für die Geschäfte der Mall heranzukommen. Als die Gangsterbande auf diese Weise einen Juwelierladen ausraubt, fällt der Verdacht sofort auf Koistinen als Mittäter. Tief verletzt darüber, von Mirja getäuscht worden zu sein, verschweigt er der Polizei gegenüber ihre Existenz und wandert für zwei Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung wirkt er gebrochen, findet aber etwas Geborgenheit bei einer jungen Imbissbudenverkäuferin.
Lichter der Vorstadt ist der dritte und letzte Teil von Kaurismäkis "Trilogie der Verlierer", die er mit
Wolken ziehen vorüber (1996) begonnen hatte und mit
Der Mann ohne Vergangenheit (2002) weiterführte. Im ersten Teil geht es um den Verlust der Arbeit, im zweiten um den Verlust der Wohnung.
Lichter der Vorstadt (2006) mit seiner bereits im Filmtitel anklingenden Reminiszenz an einen Film von Charles Chaplin (
Lichter der Großstadt; 1931) schließlich handelt vom Verlust der sozialen Existenz und von der Einsamkeit eines Menschen in der modernen Großstadt. Die Kritik an einer gleichgültigen und inhumanen Gesellschaft, die in den ersten beiden Teilen noch offensichtlicher ist, versteckt sich hier etwas hinter dem privaten Schicksal eines "romantischen Dummkopfs", dessen untadelige Moralvorstellungen ihn zum Opfer prädestinieren. Sachlich-nüchtern und distanziert beobachtet die Kamera den unaufhaltsamen Niedergang des Protagonisten, dessen Gefühlslage nur indirekt durch sein Verhalten und seine Handlungen deutlich wird. Lange Dialogszenen und rasch wechselnde Bildfolgen finden in Kaurismäkis filmischem Universum ohnehin keinen Platz. Sein lakonischer Inszenierungsstil, den er jetzt in endloser Wiederholung ähnlicher Szenerien auf die Spitze getrieben hat, hinterlässt freilich ein zwiespältiges Gefühl: Hat man das bei ihm nicht alles schon gesehen oder ist das eine gesellschaftliche Analyse in höchster Kunstform?
Autor/in: Holger Twele, 12.12.2006