Autor und Regisseur Niko von Glasow begleitet in seinem Dokumentarfilm behinderte Spitzensportler/innen beim vorbereitenden Training und während der Wettkämpfe der Paralympics 2012 in London. Er porträtiert die einarmige Tischtennisspielerin Aida Husic Dahlen, den gelähmten Bocca-Champion Greg Polychronidis aus Griechenland, die einbeinige deutsche Schwimmerin Christiane Reppe, den kurzarmigen Bogenschützen Matt Stutzman aus den USA sowie ein Sitzvolleyball-Team aus Ruanda. Indem der contergangeschädigte Regisseur vor der Kamera direkt auf die Athleten/innen zugeht, und dabei auch die eigene Filmarbeit hinterfragt, zeichnet er ein sehr persönliches, vielschichtiges Sportlerporträt.
In einer geschickten alternierenden
Montage zeigt der Film eindrucksvoll das selbstbestimmte Leben der Hochleistungssportler/innen. Die Kamera begleitet sie durch ihren Alltag, beim Training und bei den Paralympics. Wie im klassischen Sportfilm betonen
Soundtrack und eine dynamische Kameraführung die Spannungssteigerung bei den Wettkämpfen. Wenn die Sporteinsätze der Protagonisten/innen in
Zeitlupe gezeigt werden, manifestiert sich zugleich ein großer Respekt vor ihren Leistungen, ihrer Willensstärke und Ausdauer. Im Unterschied zu der Dokumentation
Gold – Du kannst mehr als du denkst (Deutschland 2013) von Michael Hammon, der ebenfalls drei Spitzensportler/innen auf dem Weg zu den Paralympics 2012 begleitet, agiert hier der Regisseur selbst vor der Kamera. Heiter und selbstironisch überrascht Niko von Glasow als bekennender "Sporthasser" seine Protagonisten/innen mit offensiven Fragen über ihr Leben. Indem von Glasow eigene Schwächen offenbart, eröffnen ihm umgekehrt auch seine Gesprächspartner/innen Einblicke in ihr Seelenleben.
Angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion über Inklusion erweist sich
Mein Weg nach Olympia als spannender Ausgangspunkt, um sich im Unterricht umfassend mit dem Thema Behinderung und mit Fragen der individuellen Lebensgestaltung zu beschäftigen. Dabei stellen die Athleten/innen mit ihren Ängsten, Träumen und Sehnsüchten positive Identifikationsfiguren für Jugendliche dar. In ihrer Offenheit erweitern sie den Blick und den Zugang für ein Leben mit körperlichen Einschränkungen. Ausgehend von ihren Schilderungen kann zudem diskutiert werden, mit welchen gesellschaftlichen und individuellen Vorurteilen sich Menschen mit Behinderungen konfrontiert sehen, und wie man diesen Vorurteilen begegnen kann. Darüber hinaus kann analysiert werden, welche Bedeutung der subjektive Blickwinkel und die Methode der teilnehmenden Beobachtung für die dokumentarische Aussagekraft und Wirkung haben.
Autor/in: Reinhard Kleber, 05.09.2013
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