Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet den Spielfilm
Marie Curie von Marie Noëlle mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. 1903 erhält die Polin Marie Skłodowska-Curie (1867-1934) als erste Frau mit ihrem französischen Mann Pierre Curie den Nobelpreis für Physik. Das Glück währt nur kurz, drei Jahre später stirbt Pierre in Paris bei einem Verkehrsunfall. In der von Männern dominierten Wissenschaftswelt setzt die junge Witwe und zweifache Mutter die gemeinsamen Forschungen allein fort und wird 1908 als erste Frau auf einen Lehrstuhl an der Sorbonne berufen. Als sie 1911 eine Affäre mit dem verheirateten Kollegen Paul Langevin beginnt, tritt dessen Frau einen Skandal los. Gerade als Marie den zweiten Nobelpreis, diesmal für Chemie, erhält, beginnt die Pariser Presse eine Diffamierungskampagne.
In der Jurybegründung heißt es: "1943, nur neun Jahre nach Marie Curies Tod, kam der erste Film über die bekannte Forscherin in die Kinos, inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Kino- und TV-Produktionen über die erste Frau, die mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Marie Noëlles
Marie Curie begleitet die Wissenschaftlerin über sechs Jahre ihres Lebens. 1903, als Marie und ihr Mann Pierre der Nobelpreis für Physik verliehen wird, scheinen die Curies auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Aber Pierre kommt nur wenig später bei einem Unfall ums Leben. Marie muss feststellen, dass eine Frau in der Welt der Wissenschaft nichts zu sagen hat. Dennoch forscht sie weiter und besteht mit überzeugenden Leistungen als Frau in einer Männerwelt. Immer ist in der Adaption zu spüren, dass Marie Curie mehr als eine Forscherin war, sie war ein menschliches Wesen mit authentischen Gefühlen. Das zeigte sich der Jury nicht nur, wenn sie als alleinerziehende Mutter zu sehen ist, sondern vor allem dann, wenn der Film über die „Langevin-Affäre“ berichtet, jenem Kapitel aus Curies Leben, das viele Vorgängerfilme sorgsam ausgespart haben. Der Jury gefiel, dass Marie Noelle-Sehr über den epochalen Skandal berichtet, denn dadurch erschafft die Regisseurin ein genauso authentisches, wie faszinierendes Zeiten- und Sittengemälde.
In der Diskussion zeigte sich die Jury begeistert von der Dramaturgie und der Ästhetik des Films. Regisseurin Marie Noelle-Sehr setzt auf eine angemessene, beinahe altertümlich wirkende Visualisierung. Mit ruhigen, wohltemperierten Szenen beweist sie ein gutes Gespür für die Zeit um die Jahrhundertwende. Dabei wechseln helle, lichtdurchflutete Außenaufnahmen mit düsteren Szenen aus dem Laboralltag. Und wenn Curie und Langevin sich verabreden, dann wirken die, bisweilen an impressionistische Gemälde erinnernden, Szenen eher wie das Leben der Pariser Künstler-Bohème, als an das von hochkarätigen Wissenschaftlen. – Aber warum auch sollten Forscher nicht als romantische Wesen charakterisiert werden?
Mindestens genauso erwähnenswert erscheint der Jury der exzellent gewählte Cast. Insbesondere die Leistung der Hauptdarstellerin Karolina Gruszka hat überzeugt. Sie zeigt eine alleinerziehende Mutter und eine entschlossene Forscherin, eine Marie Curie, die genauso besonnen wie verletzlich wirkt, eine Frau, die nicht für den beruflichen Erfolg an sich steht, sondern für Gleichberechtigung mit den männlichen Kollegen.
Marie Curie ist ein feinfühliges Porträt über eine frühe Feministin, anspruchsvoll und ehrlich. Großartige Kinounterhaltung, die die Jury mit dem Prädikat besonders wertvoll auszeichnet."