Mit der Verleihung von insgesamt 12 Preisen endete am 20. Januar 2007 das 28. Filmfestival Max Ophüls Preis in der saarländischen Landeshauptstadt. Das Saarbrücker Festival ist die wichtigste Nachwuchsschau für deutschsprachige Spiel- und Dokumentarfilme. Ein vergleichbares Forum für Jungfilmer/innen bietet hierzulande wohl nur Perspektiven deutsches Kino, die Sektion der Internationalen Filmfestspiele Berlin. In diesem Jahr wurden aus über 600 Einreichungen 16 Lang- und Kurzfilme für den Wettbewerb ausgewählt. Elf Spielfilme zeigten die aktuellen Entwicklungen im Nachwuchsfilm, die neben Coming-of-Age-Themen eine Tendenz zu dokumentarischen Darstellungen aufwiesen. Der mit einem Preisgeld von 18.000 Euro und einer Verleihförderung in gleicher Höhe dotierte Max Ophüls-Preis ging allerdings in diesem Jahr zu Recht an einen der fünf dokumentarischen Beiträge. Humorvoll und liebenswert erzählt
Full Metal Village von dem friedlichen "Culture Clash" in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken. Als "Heimatfilm" bezeichnete die Koreanerin Sung-Hyung Cho ihr Filmdebüt über ein beschauliches ländliches Dörfchen, das alljährlich zum Wallfahrtsort für 40.000 Heavy Metal-Fans wird.
Full Metal Village zeige "das Leben in Deutschland als großes Tableau", so die Begründung der fünfköpfigen Jury, der unter anderen der Schauspieler Jörg Schüttauf und der Regisseur Benjamin Heisenberg angehörten.
Den Kurzfilmpreis erhielt Michael Drehers
Fair Trade, ein bedrückendes Drama über eine Frau, die sich mit Hilfe einer "Babymafia" ihren Kinderwunsch erfüllen will. Die österreichische Produktion
Exile Family Movie wurde als bester Dokumentarfilm geehrt und erhielt zugleich den Interfilmpreis der Internationalen Kirchlichen Filmorganisationen. Lebendig und transparent spiegelt die Langzeitdokumentation des in Österreich lebenden gebürtigen Iraners Arash T. Riah politische Geschichte in der privaten Familiengeschichte des Regisseurs wider.
Als bester Nachwuchsdarsteller wurde Florian Bartholomäi für die Rolle des Karsten in
Reine Geschmackssache ausgezeichnet. "Einfühlsam und präzise", so die Begründung der Jury, verkörpert Bartholomäi den schwulen Sohn eines eigensinnigen Handelsvertreters, der sich sein Coming-Out hart erkämpfen muss. Die Komödie von Ingo Rasper erhielt zudem den Publikums- und den Drehbuchpreis. Mit dem Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin wurde Gabriela Hegedüs für ihre "eindringliche und facettenreiche" Darstellung der Freigängerin Nicole in dem österreichischen Spielfilm
Fallen (R: Barbara Albert) über die Wiederbegegnung vier ehemaliger Schulfreundinnen geehrt. Der Preis der sechsköpfigen deutsch-französischen Schülerjury ging an
Große Lügen von Jany Tempel mit einer großartigen Anna Thalbach als krisengeschüttelte Berliner Mittdreißigerin. Dieser Preis wird von der bpb/Bundeszentrale für politische Bildung und der saarländischen Landeszentrale für politische Bildung gestiftet. Beide Institutionen veranstalten zudem das Projekt "Kino macht Schule", das nunmehr zum dritten Mal mit großem Erfolg auch beim Filmfestival Max Ophüls Preis stattfindet. Über 3.000 Schüler/innen nutzten die Gelegenheit, während des Festivals ausgewählte Filme aus dem Wettbewerbsprogramm unter Anleitung eines Medienpädagogen zu sehen und zu diskutieren. Ganz bewusst fördert das Saarbrücker Filmfestival nicht nur den professionellen Filmnachwuchs sondern auch die medienpädagogische Kompetenz junger Menschen. ub
www.max-ophuels-preis.de