Daigo hat als junger Cellist in Tokio wenig Glück. Deshalb gibt er sein Musikerleben auf und kehrt mit seiner Frau in seine Heimatstadt zurück. Die Annonce einer auf "Reisen" spezialisierten Agentur verspricht einen beruflichen Neubeginn, doch dann stellt Daigo entsetzt fest, dass er Verstorbene für ihre Bestattungen vorbereiten soll. Beschämt hält er die neue Arbeit geheim und erlernt an der Seite des kauzig-väterlichen Chefs Sasaki die uralte Nokan-Zeremonie. Dabei werden die Toten in Anwesenheit der Familie für den Abschied gewaschen, angekleidet und schön gemacht. Nokan wird für Daigo zur Lebensschule und konfrontiert ihn mit seinen Ängsten und den Vorurteilen seiner Umwelt. Als seine Frau von seiner "unreinen" Arbeit erfährt, stellt sie ihn vor die Wahl. Daigo soll sich entscheiden: für seinen Beruf oder für seine Ehe.
Regisseur Yojiro Takita erzählt diese Geschichte über den Umgang mit dem Tod in einer gelungenen Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang. In weiten hellen Landschaftsaufnahmen werden die Protagonisten/innen wiederholt in Beziehung zur Natur gestellt. Der Wechsel der Jahreszeiten begleitet Daigos Entwicklung ebenso wie die für ihn wichtige
Cello-Musik. Dabei wechselt die Tonlage zwischen Melodram und Komödie mit einer belebenden Prise schwarzen Humors. Die Nokan-Zeremonie zieht sich als Leitmotiv durch den Film. Lange, ruhige Einstellungen vermitteln die Schönheit und die tröstende Kraft des Rituals. Während seiner Arbeit erlebt Daigo – teils ergreifend, teils tragischkomisch –, wie verschieden Menschen mit Tod und Abschied umgehen.
Gestorben und gemordet wird viel im Kino. Takitas Film verhandelt jedoch einen vernachlässigten Aspekt: den respektvollen Umgang mit einem toten Körper und die Kunst des Abschiednehmens. Die japanische Nokan-Zeremonie ermöglicht einen interessanten Vergleich etwa zu den Bestattungsbräuchen der westlichen Kultur. Ebenso wie im Film lässt sich dabei über Unterschiede zwischen Tradition und Moderne im Umgang mit dem Tod nachdenken. Dabei werden in
Nokan – Die Kunst des Ausklangs nicht Tote verabschiedet, sondern auch Lebensträume, Vorurteile, Ängste sowie Traumata: Denn Daigo wurde als Kind von seinem Vater verlassen. Abschiednehmen in Frieden und mit Respekt, so legt es die Nokan-Zeremonie nah, ermöglicht einen Neuanfang und eine Rückbesinnung auf das Leben.
Autor/in: Kirstin Weber, 25.11.2009
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