Stefan Knüpfer ist Konzerttechniker. Im Auftrag der Firma Steinway & Sons Austria arbeitet der gelernte Klavierbauer für Weltklassepianisten, deren schwer in Worte zu fassende, klangliche Visionen er mit großem Engagement, unendlicher Geduld, Akribie und Experimentierfreude umsetzt. Knüpfer stimmt nicht nur die Instrumente, er intoniert sie auch und manipuliert den Klang durch leichte Veränderungen an der Mechanik. Im Zentrum des Filmporträts steht die Zusammenarbeit mit dem französischen Pianisten Pierre –Laurent Aimard, den Knüpfer ein Jahr lang bei seiner Aufnahme zu Johann Sebastian Bachs
Die Kunst der Fuge (1752) begleitet, für den er eigens spezielle Patente entwickelt.
Ohne Erläuterungen und
Off-Kommentare beobachten die Filmemacher/innen ihren Protagonisten bei der Arbeit. Viele Szenen fangen Probensituationen im Wiener Konzerthaus ein, bei denen die Pianisten/innen auch auszugsweise mit musikalischen Interpretationen zu erleben sind – es sind diese Originaltonszenen, welche die
musikalische Ebene des Films bestimmen. Aus ungewöhnlichen Perspektiven bis in kleinste Winkel hinein erforscht die Kamera das Innenleben des Klaviers mit imposanten
Großaufnahmen und bizarren Bildkompositionen. Ergebnis ist eine lebendige, facettenreiche Dokumentation, die Einblicke in die vielfältigen Bereiche eines kaum bekannten Berufsbilds gibt, darüber hinaus aber eine universelle Geschichte über den leidenschaftlichen Einsatz für eine Mission erzählt. Getragen wird die Dokumentation von der Persönlichkeit des Protagonisten, der mit technischer Raffinesse, erfinderischem Geist und trockenem Humor für sich einnimmt.
Da
Pianomania auf jegliche Erläuterungen zu den Bestandteilen eines Klaviers und Flügels verzichtet, empfiehlt sich im vorbereitenden Unterricht eine solide Einführung in die Instrumentenkunde. Die Schüler/innen können sich den Aufbau eines Klaviers sowie dessen geschichtliche Entwicklung erarbeiten und sich mit den klanglichen Unterschieden historischer Tasteninstrumente vertraut machen. Im weiterführen Unterricht empfiehlt sich dazu auch ein Besuch in einem Musikinstrumentenmuseum oder bei einer Klavierbauerwerkstatt. Weiterhin sensibilisiert der anspruchsvolle Film für subtile klangliche Nuancierungen, die im Technozeitalter viele Hörer/innen überfordern. Er bietet gute Anknüpfungspunkte, Hörgewohnheiten zu reflektieren, das Gehör für zarte Klänge zu schulen und über fließende Grenzen zwischen Musik und Lärm zu diskutieren. Im Oberstufenunterricht empfiehlt sich mit Blick auf Bachs
Kunst der Fuge eine eingehende Strukturanalyse dieser Kompositionsform.
Autor/in: Kirsten Liese, 08.09.2010
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