Die Journalistin Nafas (afghanisch: "Atmung") erhält im kanadischen Exil einen Hilferuf von ihrer jüngeren Schwester. Diese will sich das Leben nehmen, weil sie das Menschen und insbesondere Frauen verachtende, fundamentalistische Taliban-Regime nicht länger erträgt. Nafas entschließt sich, unter eigener Lebensgefahr über die Grenze zum Iran nach Afghanistan zurückzukehren und ihrer Schwester zu helfen. Ihre Reise nach Kandahar, bei der sie zahlreiche Helfer im Verborgenen findet, will sie mit versteckter Kamera und mit Tonband dokumentieren. – Unter der Schreckensherrschaft der Taliban waren Frauen vom öffentlichen Leben, von Fortbildung und Berufsausübung gänzlich ausgeschlossen und hatten selbst bei größter Hitze ein Kopf und Körper bedeckendes Überkleid zu tragen, das ihnen die Atmung erschwerte und ihnen nur einen kleinen Sehbereich ließ. Diese extrem eingeschränkte Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeit durch die Burka macht der Film in der fortschreitenden Reduzierung bei der Cadrage der Bilder und über den Ton sinnlich nacherlebbar. Auch im Iran sind die Frauen nicht vollkommen frei und so ist Regisseur Mohsen Makhmalbaf in seinem mutigen Engagement für afghanische Frauen und für seine bekennende Interpretation der "inneren Angelegenheiten" lange vor dem 11. September sehr zu bewundern. Der richtige Film leider einige Monate zu spät gestartet, der seiner filmischen Qualität und seiner über das reine Zeitdokument hinausragenden Bedeutung nach aber sicher längerfristige Aufmerksamkeit finden wird.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2002