Shooting Dogs setzt kurz vor dem Genozid im zentralafrikanischen Ruanda ein, wo vor 13 Jahren in kürzester Zeit etwa eine Million Menschen brutal ermordet wurden. Schauplatz ist eine Schule in der Hauptstadt Kigali, auf deren Gelände belgische Soldaten der Vereinten Nationen mit einem Beobachtungsmandat ihr Quartier errichtet haben. Die beiden weißen Protagonisten, der junge Lehrer Joe Connor und der katholische Priester Christopher, erfahren am 6. April 1994, dass das Flugzeug mit dem Staatspräsidenten Ruandas abgeschossen wurde. Am gleichen Abend beginnt der Massenmord von militanten Hutu an der Tutsi-Bevölkerung und gemäßigten Hutu. Etwa 2500 Tutsi flüchten auf das Schulgelände, das bewaffnete Hutu-Milizen bald darauf einkesseln. Mit der Begründung, ihr Mandat legitimiere ein aktives Eingreifen lediglich bei einem Angriff auf ihre Person, schauen die Blauhelme dem grausamen Gemetzel tatenlos zu. Kurz darauf evakuiert eine Verstärkungseinheit die belgischen Soldaten, die Europäer und Amerikaner. Joe schließt sich ihnen mit Gewissensbissen an, Christopher riskiert sein Leben, um einige der schutzlosen Kinder zu retten.
Anders als etwa
Hotel Ruanda (2004) von Terry George, der die Perspektive eines schwarzen Hotelbesitzers einnimmt, ist der Film aus dem Blickwinkel zweier Europäer erzählt. Die Handlung spitzt sich auf den Gewissenskonflikt zu, ob es vertretbar ist, die eigene Haut zu retten, während andere dem sicheren Tod ausgeliefert sind. Der Schluss des Films liefert die moralische Absolution für Joe: Eine der überlebenden Schülerinnen sucht ihn mit versöhnlichem Gestus Jahre später in England auf. Gegenüber den UN-Blauhelmsoldaten nimmt der Film eine kritische Position ein und stellt deren passive Haltung angesichts der Massaker ausführlich dar. Für eine Auseinandersetzung mit dem Völkermord in Ruanda kann
Shooting Dogs aber allenfalls als Ausgangspunkt dienen. Den historischen Kontext des Massenmordes, etwa die künstliche Spaltung der ruandischen Gesellschaft durch die Kolonialmächte, blendet der Film weit gehend aus. Auch differenzierte Haltungen innerhalb der Konfliktparteien kommen zu kurz. Während diese inhaltliche Präzision fehlt, setzt Michael Caton-Jones den Völkermord in schonungslos brutalen und expliziten Bildern um, die Jugendlichen unter 16 Jahren indes kaum zuzumuten sind.
Autor/in: Inga Koehler, 08.05.2007