Ziellos und ohne tiefere zwischenmenschliche Bindungen lassen sich einige Menschen durch das winterliche Wien treiben: Der Alkoholiker und Straßenpoet Kallmann attackiert vorbei eilende Passanten/innen mit Schimpftiraden. Auch Sebastian, Sohn aus reichem Hause, der nicht arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und sein Mitbewohner, der Student Alex, verbringen ihre Zeit damit, die Mitmenschen zu schikanieren. So verabreden sie sich über das Internet mit jungen Frauen, für die sie sich nur deshalb interessieren, um per Fotohandy heimlich intime Fotos zu machen Als "Slumming" bezeichnen sie ihre regelmäßigen Besuche in Kneipen im Umfeld der sozialen Unterschicht, um dort ihre vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren. Eines Nachts verschleppen Sebastian und Alex den bis zur Bewusstlosigkeit betrunkenen Kallmann im Kofferraum ihres Autos über die Grenze in die tschechische Provinz und lassen ihn dort ohne seine Papiere zurück. Mit ihrem "Jux" prahlt Sebastian auch gegenüber der Lehrerin Pia, die er kurz zuvor übers Internet kennen lernte, doch zu seiner Überraschung reagiert diese darauf ganz anders als von ihm erwartet.
Der österreichische Autor und Regisseur Michael Glawogger (
Workingman's Death, 2005) erzählt mit grantigem Humor eine Geschichte über gesellschaftliche Klassenunterschiede inmitten der Anonymität der Großstadt Wien. Trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft wirken die Protagonisten/innen psychisch gleichermaßen deformiert: Die ausgeprägte innere Leere und ihre Beziehungsunfähigkeit ist ihnen gemeinsam. Das Gefühl ihrer Entfremdung und Einsamkeit wird durch die düstere, grünstichige Farbgebung des Films sowie die winterlichen urbanen und ländlichen Handlungsorte und die elektronischen Klänge des Soundtracks unterstrichen. Darüber hinaus stellt der Regisseur einige besonders oberflächliche Vertreter einer "Spaßgesellschaft" zur Diskussion, die nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und in ihrer Unreife anderen Menschen Schaden zufügen. Die Figuren suchen zwar nicht bewusst nach dem Sinn ihres Lebens, dennoch wird der üble Streich gegenüber Kallmann zum Katalysator ihrer persönlichen Entwicklung, zwingt sie zum Nachdenken und wenigstens teilweise auch zu einer Änderung ihrer (selbst-)destruktiven Verhaltensweisen. Obwohl ihre Tat moralisch also nicht vertretbar ist, hat sie bei allen etwas Positives bewirkt, eine moderne Variante des mephistophelischen Prinzips aus Goethes Faust, Böses zu wollen und unbeabsichtigt dennoch Gutes zu schaffen.
Autor/in: Stefanie Zobl, 17.04.2007