Jahre nachdem Senada ihre Tochter Aida in den Wirren des Krieges in Bosnien und Herzegowina verloren hat, hofft sie noch immer, sie wieder zu finden. Eines Tages erhält sie einen Hinweis, dass Aida möglicherweise im Ausland lebt. Gegen den Rat ihres geschiedenen Mannes reist die verzweifelte Mutter illegal nach Deutschland ein. Tatsächlich findet sie das inzwischen elfjährige Mädchen, das jetzt Kristina heißt, in Ulm bei ihren gut situierten Adoptiveltern. Das Wissen um die Begleitumstände der Adoption und die neuen gemeinsamen Erfahrungen verändern das Leben aller Beteiligten; ein Zurück in den Zustand der Vergangenheit wird es nicht geben.
Die ungewöhnliche "Familien"-Geschichte mit einer starken, souverän verkörperten Frauenrolle im Zentrum ist emotional und packend erzählt und entfaltet die dramatischen Potenziale des Sujets. Spannung entsteht sowohl aus der Figuren- und Familienkonstellation als auch aus den untergründig wirksamen Gefühlen der Protagonisten/innen, die märchenhaft und zugleich sehr realistisch in einem unkonventionellen Happy End aufgelöst werden. Dabei versucht der detailgenau und sorgfältig inszenierte Film die Innen und Außenwelt zur Deckung zu bringen. Für die Zuschauenden bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte und Identifikationsmöglichkeiten. Die Episode des illegalen Grenzübertritts etwa verleiht dem Thema Gesicht und Individualität; die Schilderung der "Ankunft" der ausländischen Protagonistin in der deutschen Realität sowie der amtliche wie persönliche Umgang mit der "Fremden" erscheinen einesteils vertraut, aber auch wieder fremd genug, um sich mit Neugier darauf einzulassen. Besonderes Lokalkolorit entfaltet der Film an den Orten, in denen er gedreht wurde: in Schwaben und im Voralpenland.
Autor/in: Reinhard Middel/Vision Kino, 07.11.2006