Vor über 40 Jahren hatte eine Gruppe schwedischer Journalisten/innen Gelegenheit, die aufkommende afro-amerikanische Bürgerrechtsbewegung aus nächster Nähe zu dokumentieren. In dieser Zeit entstanden Portraits und Interviews mit Zeitgenossen und den Protagonisten/innen der Black Panther Party. Danach verschwanden die Aufnahmen in den Archiven, wo sie der Filmemacher Göran Olsson vor einigen Jahren entdeckte. Er beschloss, diese Zeitdokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Geschichte der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung für die Nachwelt noch einmal filmisch zu rekapitulieren.
Olsson lässt dabei vor allem die zeithistorischen Originalaufnahmen, welche die schwedischen Journalisten/innen zwischen 1967 und 1975 drehten, für sich sprechen. In chronologischer Reihenfolge verfolgt sein Film die gesellschaftlichen Ereignisse. Aus dem Off erinnern sich einige der damaligen Protagonisten/innen, etwa die Bürgerrechtsaktivistin Angela Davis oder der Black-Panther-Mitbegründer Bobby Seale an die Aufbruchsstimmung der 1970er-Jahre. Ebenfalls im Off erzählen zeitgenössische Künstler/innen wie Erykah Badu, Talib Kweli oder Questlove von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem täglichen Rassismus und dem Einfluss der Bürgerrechtsbewegung auf ihre Arbeit. Allerdings beziehen sich die Sprechenden nur selten direkt auf die dokumentarischen Szenen. Bilder und Kommentartöne bilden vielmehr einen Spannungsbogen, der dem Publikum die Geschichte der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung näher bringt und zeigt, dass die Themen Menschenwürde, Emanzipation und gesellschaftliche Gleichheit aktueller denn je sind.
The Black Power Mixtape 1967-1975 schildert eine europäische Sicht der Ereignisse. Für den Unterricht ist es daher interessant, über die unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen – in Europa und den USA, zwischen Weißen und Schwarzen – zu sprechen, die besonders deutlich werden, wenn Angela Davis sich im Film zum Begriff der "Gewalt" erklärt. Wie rechtfertigen Davis und die Black Panther politisch motivierte Gewalt? Überlegenswert ist auch, wo die Parallelen und Unterschiede zu den gleichzeitig in Europa aufgekommenen 1968er-Unruhen liegen. Eine eigene Betrachtung ist zudem der Begriff "Black Power" wert und die Frage, inwiefern sich die Ideale der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in der heutigen US-amerikanischen Gesellschaft und insbesondere der Politik Barack Obamas wiederfinden? Eine gründliche Unterrichtsvorbereitung ist für
The Black Power Mixtape 1967-1975 empfohlen, da der Film viele historische Figuren und Gruppierungen vorstellt, aber mitunter einige Kenntnisse der Zeit voraussetzt.
Autor/in: Andreas Busche, 12.12.2011
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