Die Hirtin Tuya lebt inmitten der Steppe der Inneren Mongolei. Die zweifache Mutter muss ihre Familie alleine ernähren, ihr Mann Bater ist seit einem Unfall invalide. Jeden Tag zieht Tuya kilometerweit mit ihrem Kamel und der Schafherde durch die karge abgeschiedene Landschaft zum nächsten Brunnen, um die Tiere zu tränken und Wasser für die Familie zu holen. Als die junge Frau schwer erkrankt und die anstrengende Arbeit nicht mehr verrichten kann, lässt sie sich mit Baters Einverständnis scheiden, um einen neuen Familienernährer zu suchen. Zahlreiche Heiratskandidaten werben um ihre Hand, doch Tuya will nur einen Mann, der auch Bater mitversorgt. Schließlich entscheidet sie sich für einen ehemaligen Schulkameraden, der durch das Ölgeschäft Wohlstand erlangt hat. Er möchte Tuya ein luxuriöses Leben in der Stadt und ihren Kindern eine solide Ausbildung ermöglichen. Als er ihren Ex-Mann in ein Pflegeheim abschiebt, unternimmt dieser einen Selbstmordversuch. Tuya begibt sich daraufhin mit Bater und den Kindern zurück in ihre Hütte. Die Suche nach einem geeigneten Ehepartner geht weiter.
Tuya, eine kraftvolle, selbstbestimmte Frau will sich pragmatisch aus einer existentiellen Notlage befreien, die dadurch erschwert wird, dass sie unter keinen Umständen den Vater ihrer Kinder im Stich lassen möchte. Ein wesentliches Motiv ist, neben ihrer Zuneigung für Bater, der traditionelle Zusammenhalt der Mongolen in einem Gesellschaftssystem, in dem der Staat nicht selbstverständlich die Fürsorge für seine in Not geratenen Bürgerinnen und Bürger übernimmt. Im Spannungsfeld zwischen archaischer Lebensform und Modernisierung angesiedelt, zeigt der Film, wie die traditionelle Lebensweise der Steppenbewohner/innen durch die wirtschaftliche Expansion Chinas in die abgelegenen Regionen bedroht wird. Atemberaubend schöne Kameraaufnahmen fangen die faszinierende, fremdartige Landschaft der Inneren Mongolei und das raue Klima der Gegend ein. Lakonisch, unsentimental und humorvoll erzählt der chinesische Regisseur Wang Quan‘an Tuyas Geschichte. Neben dem Porträt einer ungewöhnlichen Frau ist ihm eine überzeugende Hommage an die Kultur und Überlebenskraft eines naturbezogenen Volkes gelungen, dessen Lebensraum zunehmend gefährdet ist.
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Autor/in: Stefanie Zobl, 20.08.2007