Die Unternehmensberater Öllers und Niederländer agieren als schnelle Eingreiftruppe für einen Großkonzern. Im Auftrag der "Company" jetten sie um die Welt und geben ihren Kunden in Schwellenländern wie Indien, China oder Nigeria Ratschläge zur Produktionsoptimierung – oder schließen gleich ganze Standorte. Frustriert müssen sie hinnehmen, dass ihr langjähriger Kollege Hellinger statt ihrer in der Karriereleiter aufsteigt und sie nun mit seinem jungen, weiblichen Ersatz März arbeiten müssen. Als sie von Hellingers Selbstmord erfahren, keimt neue Hoffnung. Inzwischen allerdings greift draußen vor den Toren des Hotels in Lagos der Aufruhr islamistischer Milizen immer lauter um sich. Nun geht es für sie nur noch um die nackte Existenz.
Johannes Nabers hat seine Groteske im Milieu globaler "Heuschrecken"-Firmen angesiedelt. Bewusst inszenierte der Regisseur seinen Film im künstlich-stilisierten Studiosetting eines gesichtslosen Luxushotels. Die Außenwelt ist nur schemenhaft in Umrissen zu erkennen, wie auf einer Theaterbühne. Dementsprechend liegt der Fokus auch auf den Handlungen der merklich überzeichneten Figuren. Durch die räumliche Reduktion und sparsam verwendete
Musik erreicht der Film eine große dramaturgische Dichte. Darüber hinaus loten die pointierten und mitunter witzigen
Dialoge die menschlichen Untiefen zwischen Machtgier und Zynismus erbarmungslos aus, die von den Schauspielern mit großer Verve und Spielfreude umgesetzt werden.
Laut Regisseur Johannes Naber ist das absurde Ungleichgewicht, in dem sich Politik und Wirtschaft befinden, nur absurd und völlig überzeichnet zu beschreiben, so wie in seinem Film. Insbesondere die Auswirkungen und Mechanismen der Globalisierung bieten genügend Diskussionsstoff für den Unterricht. Zudem lässt sich anhand der überspitzt dargestellten Figuren die Korrumpierbarkeit eines jeden durch Macht und Geld nachvollziehen. Denn wie sich herausstellt, hatten auch diese Zyniker einmal Träume. Besonders die Figur der jungen Bianca März, die einerseits ihre Kollegen evaluieren soll, andererseits aber noch glaubt in ihrem Job etwas Gutes zu tun und sich für das Leben vor der Hoteltür interessiert, könnte dafür in ihrer Widersprüchlichkeit analysiert werden.
Autor/in: Ingrid Beerbaum, 20.05.2014
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