Ganz im Gegensatz zum Männerfußball steht Frauenfußball nur selten im Fokus des öffentlichen Interesses. Als jedoch im Sommer 2011 die Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfindet und die deutsche Nationalmannschaft als Favorit ins Turnier startet, sind die Spielerinnen plötzlich Mittelpunkt der Berichterstattung. Der Dokumentarfilm
11 Freundinnen, der das Geschehen rund um die WM von den langwierigen Vorbereitungen bis nach dem Ausscheiden im Viertelfinale nachzeichnet, ist zum einen selbst Zeugnis dieser erhöhten medialen Aufmerksamkeit. Zum anderen vermittelt der Film einen facettenreichen Eindruck auch vom Alltag der Profifußballerinnen über das Turnier hinaus und entkräftet nebenbei Vorurteile und Klischees über Frauenfußball.
Obwohl die WM Anlass für die Produktion von
11 Freundinnen war und das Turnier den dramaturgischen Höhepunkt des Films darstellt, konzentriert sich die Regisseurin Sung-Hyung Cho auf fast zeitlose Porträts von einzelnen Spielerinnen und auf Beobachtungen von Training, Leistungstests und Teambuilding-Maßnahmen. Oft in Großaufnahme gefilmt, erzählen abwechselnd fünf Nationalspielerinnen in ihrer privaten Umgebung von der Leidenschaft für den Sport, ihren persönlichen Gefühlen und Gedanken sowie den Herausforderungen zwischen zeitintensiver Fußballkarriere und der Notwendigkeit, sich ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen. Gepaart mit ausdrucksstarken Aufnahmen von PR-Terminen und vom Training, teils gefilmt in Totalen in malerischen Landschaften, teils in halbnahen Einstellungen, in denen die Härte und Monotonie der Übungen zum Vorschein kommt, entsteht ein ungeschminkter, vielschichtiger Eindruck vom Leben eines/r Profisportlers/in.
11 Freundinnen ist das Pendant zu Sönke Wortmanns Dokumentation über die Männerfußballnationalmannschaft
Deutschland. Ein Sommermärchen (2006), aber fällt stilistisch wie inhaltlich stiller und nachdenklicher aus. Im Unterricht bietet sich eine vergleichende Analyse der beiden Filme an, um über Gender und Geschlecht im Sport zu sprechen. Inwiefern spiegeln die Filme und ihre Machart die Unterschiede in der öffentlichen Wahrnehmung von Frauen- und Männerfußball? Auf welche Weise entgegnet
11 Freundinnen Vorurteilen und Klischees? Am Beispiel des unter Schüler/innen meist sehr beliebten Fußballsportes lassen sich brennende gesellschaftliche Fragen rund um die Benachteiligung bzw. Bevorzugung aufgrund von Geschlecht generell formulieren und einer kritischen Prüfung unterziehen. Eine ergänzende Betrachtung der Gleichstellung von Mann und Frau vor dem Hintergrund der (Fußball-)Geschichte trägt zur Sensibilisierung der Jugendlichen für dieses bedeutsame Gesellschaftsthema bei.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Marguerite Seidel, 28.03.2013, Vision Kino 2013.