Südafrika 1994. In seinem Heimatland findet das südafrikanische Rugby-Team, das bis auf einen Spieler aus Weißen besteht, nur die Zustimmung der weißen Bevölkerung. Die Schwarzen hingegen bejubeln die britischen Spieler. Das von den Folgen des Apartheid-Regimes gezeichnete Land durchzieht noch immer ein tiefer Graben. Ausgerechnet im Sport sieht der neue gewählte Präsident Nelson Mandela eine Chance zur Versöhnung – wenn sowohl Schwarze als auch Weiße sich mit ihrem Team identifizieren. Er nimmt Kontakt zum Kapitän der Rugby-Mannschaft auf, und verdeutlicht ihm seine Hoffnung. Mandelas inspirierende Worte zeigen Wirkung.
Für Gleichheit und Respekt wird in Clint Eastwoods (
Gran Torino, USA 2008) neuer Regiearbeit weder im Gericht noch auf der Straße gekämpft, weder mit Worten noch mit Waffen – der Sport soll die Menschen verbinden. Nach den dramaturgischen Regeln des Sportfilms überwindet in
Invictus ein Außenseiterteam, erfolglos und innerlich zerstritten noch dazu, sämtliche Hürden auf dem Weg zum Finale. Die schnell
montierten Szenen der Rugby-Spiele versetzen die Zuschauenden durch den
Handkamera-Einsatz direkt ins Geschehen auf dem Feld, gewinnen jedoch erst gegen Ende des Films an Bedeutung. Bis zu diesem Zeitpunkt dominieren die ruhigen Beobachtungen. Die Kamera sucht die Nähe zu Mandela, den Morgan Freeman charismatisch verkörpert, und inszeniert ihn durch eine leichte
Untersicht als charakterstarken und dennoch bescheidenen Helden.
Invictus spiegelt die Situation in Südafrika vier Jahre nach dem Ende der Apartheid im Jahr 1990 wider. Neben einer Auseinandersetzung mit den historischen Ursachen der Rassentrennung bietet ein Ausblick auf die gegenwärtige gesellschaftspolitische Entwicklung in Südafrika gute Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Interessante Diskussionsmöglichkeiten finden sich auch in der ungewöhnlichen Persönlichkeit Nelson Mandelas, dessen politische Überzeugungen der Film auf geschickte Weise vermittelt, ohne die ganze Biografie des Mannes erzählen zu müssen. Über die geschichtliche Perspektive hinaus eröffnet eine Interpretation des titelgebenden Gedichts
Invictus (1875) von William Ernest Henley in Deutsch oder Englisch weitere Zugänge. Dieses wird im Film von Mandela als Ausdruck der Hoffnung rezitiert ("I Am the Master of my Fate. I Am the Captain of my Soul."). Nicht zuletzt rückt auch die Bedeutung des Sports für die Politik in den Mittelpunkt – umso mehr in dem Jahr, in dem die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika stattfindet.
Autor/in: Stefan Stiletto, 12.02.2010
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