Westdeutschland in den 1980ern: Der 19-jährige Tim sieht sich im Leben auf der Überholspur: Gerade hat er ein Tennis-Stipendium in Miami ergattert, die Mädchen laufen ihm hinterher und was er sonst noch braucht, ermöglicht ihm sein gut betuchtes Elternhaus. Doch der Klassenausflug in die DDR wird Tim zum Verhängnis. Schon an der Grenze bekommt er mit dem im Pass verzeichneten Geburtsort Kleinruppin als potenzieller Republikflüchtling Probleme. Im Osten angekommen, glaubt Tim plötzlich seinem Spiegelbild gegenüber zu stehen. Ronnie in den ausgefransten Hippieklamotten ist tatsächlich sein Zwillingsbruder. Dieser sieht nun endlich seine Chance gekommen, den "goldenen Westen" zu erreichen. Unerschrocken schlägt er Tim nieder und steigt in dessen Popperklamotten. Als dieser kurze Zeit später in Ronnies Montur erwacht, glaubt er zunächst an einen bösen Traum. Seine Klasse und auch Ronnie sind verschwunden, niemand glaubt ihm seine Geschichte. Unaufhaltsam nimmt ihn der real existierende Sozialismus in Besitz. – Regisseur Carsten Fiebeler nutzt für seinen Film das Motiv vom "Doppelten Lottchen", um die spannende Frage zu stellen, ob vor dem Fall der Mauer das Leben im Osten oder im Westen von Deutschland "besser" war. Die Zwillinge Ronnie und Tim wuchsen als Adoptivkinder auf der jeweils anderen Seite der Mauer auf. Tim hat durch den unfreiwilligen Rollentausch zunächst einmal das Nachsehen und muss sich als klassischer Wessi erst im Osten zurechtfinden. Dabei werden nicht selten stereotype Vorstellungen vom ehemaligen Leben dies- und jenseits der Mauer bedient. Fiebeler bastelt daraus gekonnt eine unterhaltsame, spannende Geschichte, die den Klischeevorwurf nicht verdient. Der absurde Anfang und das märchenhafte Ende des Films stecken augenzwinkernd den Rahmen für die Handlung ab, in dem man die Geschichte zurückzwinkernd genießen und viel Spaß haben darf.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.09.2004