In einem dunklen Wald überfallen drei Räuber eine Kutsche, mit der die kleine Tiffany zu ihrem neuen Zuhause, einem Waisenhaus, gebracht werden soll. Tiffany erkennt die Chance, dem Heim und dessen strenger Leiterin zu entkommen, und gibt sich als Tochter eines reichen indischen Maharadschas aus. Die Räuber entführen das kleine Mädchen in der Hoffnung auf Lösegeld. In der Räuberhöhle bringt Tiffany den Alltag des Trios durcheinander und entdeckt eine riesige Schatzkammer. Als ihre Entführer herausfinden, dass Tiffany sie belogen hat, flieht sie in den Wald. Dort trifft sie zwei Jungen, die aus dem Waisenhaus geflohen sind. Weil sie keine Alternative sehen, gehen die drei schließlich zu dem verhassten Waisenheim zurück. Doch Tiffany lehnt sich gegen die unmenschlichen Zustände auf und führt die ausgebeuteten Kinder zu einem Aufstand gegen die ungerechte Leiterin.
Mit dem 1963 erschienenen Kinderbuch
Die drei Räuber gelang dem elsässischen Zeichner Tomi Ungerer, der bislang über 70 Kinderbücher publiziert hat, sein erster internationaler Bestseller. Nach mehreren Kurzfilmadaptionen wagte Regisseur Hayo Freitag (
Käpt'n Blaubär – der Film, 1999) nun erstmals eine animierte Langfassung. Zusammen mit den Drehbuchautoren/innen Bettine und Achim von Borries baute er in enger Absprache mit Ungerer die 20-seitige Buchvorlage erheblich aus. Tomi Ungerer führt als sonorer Off-Erzähler durch die Story, in der sich die charakteristischen Stilelemente des Originals – groteske Komik und satirische Überhöhung – ebenso wiederfinden wie das Robin Hood-Motiv: Unter dem Einfluss Tiffanys wandeln sich die drei Räuber am Ende zu Wohltätern der Gesellschaft. Insgesamt überzeugt die handgefertigte 2D-Zeichentrickproduktion durch eine charmante Mischung aus Fantasie, Poesie und kindlicher Anarchie sowie dem einfachen, aber liebenswürdigen Design des Mädchens und der Räuber. Da sich die Schreckmomente der Geschichte in Grenzen halten, können auch kleine Kinogänger hier lernen, dass sich mit Mut, Freundschaft und Solidarität Ängste überwinden und schwierige Situationen meistern lassen. Nicht zuletzt erzählt der Film davon, dass vorschnelle Urteile manchmal täuschen können, weil selbst vermeintliche Übeltäter ein goldenes Herz haben.
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Autor/in: Reinhard Kleber, 04.10.2007