Der ehemalige Geschichtsprofessor und Sozialist Rémy hat Krebs und nur noch kurze Zeit zum Leben. Alle Menschen, die ihm in den letzten Jahren am Herzen lagen, ob Exfrau, Exgeliebte oder enge Freunde, eilen an sein Krankenbett, um Abschied zu nehmen. Selbst Yuppie-Sohn Sébastien, der äußerlich das Gegenteil des Vaters verkörpert und sich ganz den materiellen Dingen des Lebens zugewandt hat, kümmert sich aufopferungsvoll um den Alten. Damit dieser ohne Schmerzen sterben kann, sorgt der "perfekte" Sébastien mit Hilfe von Nathalie, der ganz und gar nicht "perfekten", drogensüchtigen Tochter von Rémys Exgeliebter, für tägliche Heroindosen und sonstige Annehmlichkeiten. Am Ende wird Nathalie Rémys Bibliothek erben, die sein Vermächtnis darstellt. – 17 Jahre nach seinem Film Der Untergang des amerikanischen Imperiums hat Regisseur Denys Arcand seine damaligen Helden erneut vor der Kamera versammelt, um über die Liebe, das Leben, die Kultur und die Zukunft der Menschheit zu reden. Obwohl viel gesprochen wird, berührt der Film durch ergreifende Szenen voller Gefühl, Humor und Menschlichkeit sowie durch seine philosophische und gleichzeitig sehr praxisnahe Sicht auf das Leben, den Tod und das Abschiednehmen. Letzteres bezieht sich kulturkritisch auch auf das langsame Verschwinden der traditionellen westlichen Zivilisation zugunsten einer "amerikanischen" Lebensweise, die weltweit den Ton angibt und alles Fremde als "barbarisch" oder gar als Bedrohung empfindet.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2003