Jedes Jahr machen sich die Pinguine am Rande der Antarktis auf, um am immer gleichen Ort mit Liebes- und Lockgesängen das Fortpflanzungsritual einzuläuten. Zu Beginn tauchen die Tiere in den Gewässern, fangen Krill und andere Fische. Dann machen sie sich in einer riesigen Karawane vom Südpol auf den Weg ins Nirgendwo. Weit entfernt von ihrem Element, dem Meer, treibt es sie zur Balz an die Brutplätze, hart an der Grenze zum Tod. – Ganz nah am Geschehen verfolgt Luc Jacquet, wie die Liebeslieder die Weibchen willig machen, Paare im Takt miteinander "tanzen" und sich in Treue wiederfinden. Dabei können die Zuschauenden beobachten, wie das Weibchen nach dem Honeymoon das Ei ablegt und es millimeterweise mit dem Schnabel dem Männchen zum Ausbrüten unters Fell auf die Füße schiebt. Der Vater in spe muss dann 60 Tage ausharren, während die Mutter Richtung Meer zieht, um Nahrung für Erzeuger und Nachwuchs zu holen. Der studierte Biologe betrachtet ihre Odyssee und parallel das Schlüpfen der Küken, deren erste Gehversuche, die Wiederkehr der Weibchen mit Futter im Gepäck, den Küken-Kindergarten, den Aufbruch der Väter ans Meer, ihre gefährliche Reise und Rückkehr mit neuen Leckereien. Die Eltern wechseln sich so lange mit den Wanderungen ab, bis die Jungen sich selbst versorgen können. Der Lebenszyklus der Kaiserpinguine ist ein atemberaubendes Abenteuer und eine herzerwärmende Hymne an das (Über-)Leben. Es "menschelt" bei diesem einzigartigen Naturschauspiel mit sensationellem Schauwert. Die naiven Texte der Tiere, die von sich erzählen, wirken etwas störend, schmälern das Vergnügen allerdings nur marginal.
Autor/in: Margret Köhler, 01.10.2005