48 Jahre nach der ersten Big-Budget-Verfilmung des Romanklassikers von dem französischen Autor Jules Verne (1828-1905) durch Michael Anderson legt Disney ein neue Filmversion vor. Diesmal drehte der US-Regisseur Frank Coraci, bekannt durch die Adam Sandler-Komödien The Wedding Singer und Waterboy , für 110 Millionen Dollar die Abenteuer des britischen Gentlemans Fogg, der eine Wette abschließt, er könne in 80 Tagen um die ganze Welt reisen. Bei der abenteuerlichen Ballonreise wird der exzentrische Fogg von dem chinesischen Diener Passepartout und der charmanten französischen Malerin Monique begleitet, die dabei helfen, mysteriöse Widersacher/innen und allerlei kulturelle Hindernisse zu überwinden. – Die britisch-deutsch-irische Koproduktion, die zum großen Teil in und um Berlin gedreht wurde, entfernt sich recht weit vom Verne-Buch aus dem Jahre 1873. Sie gibt der Action-Ikone Jackie Chan reichlich Gelegenheit, akrobatische und humoristische Kunstfertigkeit zu zeigen. Cecile de France als pfiffige Künstlerin und der britische TV-Komiker Steve Coogan als skurriler Erfinder bleiben in dem farbenfrohen Amüsierstück für die ganze Familie im Vergleich zu Chan nur Nebenfiguren. Insofern ist das Remake eher ein Jackie Chan-Film als eine Jules Verne-Verfilmung. Die kurzweilige Reise über Paris, München, Istanbul und China bis in den Wilden Westen und nach New York bietet viel Gelegenheit für Cameo-Auftritte von Arnold Schwarzenegger als liebestollem türkischen Prinzen, von Oscar-Preisträgerin Kathy Bates als britischer Königin Victoria und von Komikerurgestein John Cleese als Sergeant. Spannende Verfolgungsjagden werden mit allerlei albernem Slapstick und einer Prise Romantik zu einem etwas altmodischen Reisebilderbogen verbunden, der ohne Spezial-Effekt-Feuerwerk auskommt und vor allem jungen Zuschauenden auf amüsante Weise den naiven Fortschrittsglauben des 19. Jahrhunderts vor Augen führt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.12.2004