Inmitten der Millionenstadt Tokio leben vier Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren mit ihrer Mutter in einem kleinen Appartement. Jedes der Kinder ist von einem anderen Vater, nur der älteste Sohn darf zur Schule gehen und offiziell gibt es die jüngeren Geschwister gegenüber dem Vermieter und der Nachbarschaft auch gar nicht. Sie wurden mit Koffern ins Haus geschmuggelt und dürfen die Wohnung nicht verlassen. Die Mutter lässt ihre Kinder oft über mehrere Tage allein, doch eines Tages ist sie ganz verschwunden, das hinterlassene Geld längst aufgebraucht und die Kinder drohen zu verwahrlosen. Der älteste Sohn sorgt für seine Geschwister so gut er kann, denn er möchte, dass sie zusammenbleiben können und nicht in verschiedene Heime müssen. So erfährt niemand vom Schicksal dieser Kinder, selbst nicht, als das Jüngste in der Wohnung verunglückt. – Fast dokumentarisch und sehr authentisch, in ruhigen Einstellungen, mitunter auch in sehr poetisch wirkenden Bildern, zeigt der mit 141 Minuten überlange und doch an keiner Stelle langatmig wirkende Film das Alltagsleben der vier Geschwister, die sich nach dem Verschwinden ihrer Mutter ohne fremde Hilfe durchs Leben schlagen. Dabei wirkt die Mutter in ihrer Anwesenheit zu Beginn des Films keineswegs wie eine Rabenmutter. Sie hat die Wohnung nur bekommen, weil sie die drei Jüngeren den Vermietern gegenüber verheimlichte. Die Verwahrlosung der sehr eigenständigen Kinder setzt erst spät ein. Der Zusammenhalt untereinander stärkt sie, ihre moralische Integrität bleibt bis zum Ende ungebrochen, sie helfen einander, wo es nur geht und auch gegenüber dem Verhalten der Mutter fallen kaum böse Worte. So werden die Vier schnell zu kleinen Helden/innen und die implizite Anklage des Films gegen eine anonyme, egoistische und kinderfeindliche Gesellschaft tritt umso deutlicher hervor.
Autor/in: Holger Twele, 01.04.2005