Der junge Thor lebt als Schmied im hohen Norden, fühlt sich aber zu Höherem berufen: Er will als Krieger Heldentaten vollbringen, schließlich ist er ein Halbgott – sein Vater ist der Götterkönig Odin, der sich allerdings nicht um seinen Sohn kümmert. Auch von seiner weltlichen Mutter fühlt sich der junge Mann allein gelassen: Sie versteht Thors Konflikt nicht und so trainiert er seine Kampfkünste in aller Heimlichkeit. Eines Tages fällt jedoch ein Hammer durchs Dach – ein Zeichen seines Vaters, wie Thor glaubt. Und als Hel, die Göttin der Unterwelt, Thors Dorf überfällt, kann der Heranwachsende beweisen, was in ihm steckt, zumal er nun auch erkennt, dass er mit dem – sprechenden – Hammer in den Besitz einer mächtigen Waffe gelangt ist.
Wie wird Thors Jugend in Anlehnung an die Mythologie visualisiert? Die Sagenwelt ist sehr prägnant in drei Universen aufgeteilt: in den Götterhimmel Walhalla, die Erde und die Unterwelt. Auch ästhetisch unterscheiden sich deren Bewohner/innen und machen eine Zuordnung leicht. Dabei ist die Unterwelt am kreativsten gestaltet, mit der Anführerin Hel, die aussieht, als sei sie aus
Tim Burton's Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche (Tim Burton's Corpse Bride, Tim Burton, USA 2005) entsprungen. Das Dorf dagegen wirkt so lieblich wie die dort lebenden Menschen. Man erkennt sofort, dass dies ein europäischer
Animationsfilm ist, der gar nicht erst versucht, den US-Studios Disney, Pixar und Dreamworks nachzueifern. Den Majors in der Ausführung durchaus ebenbürtig, ist Thor in
satte Farben getaucht und mit Tempo, Witz und viel Action erzählt.
Die nordische Sagenwelt zum Thema eines turbulenten 3D-Animationsfilms zu wählen, ist äußerst verdienstvoll, taucht diese bisher kaum in populären Unterhaltungsmedien für Kinder auf. Insofern bietet
Thor unzählige Anknüpfungspunkte, um sich dieser Mythologie zu nähern. Darüber hinaus kann der Vater-Sohn-Konflikt Anlass sein, über abwesende Eltern, die damit verbundene Idealisierung durch die Kinder oder deren Sehnsucht nach elterlicher Anerkennung zu sprechen. Die in der Sage dargestellte Weltordnung lässt sich zudem schön auf unsere heutige politische Situation übertragen: Wie weit entfernt sind "die da oben" von den Menschen, die sie regieren? Film wie Titelfigur haben dafür Lösungen parat: So stellt sich Thor etwa mit Mut und gleichzeitiger Dialogbereitschaft den Riesen entgegen.
Autor/in: Katrin Hoffmann, 10.04.2013
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