Marie und Robert sind schon länger ein Paar und lieben sich sehr. Sie durchleben eine schwierige Zeit: Seit Monaten ist sexuell nichts mehr zwischen ihnen gelaufen. Obwohl Marie alles tut, um das zu ändern, hat Robert scheinbar einen Punkt erreicht, an dem für ihn Liebe und Sex nicht mehr zu vereinbaren sind. Ohnehin ist der sensible Mittvierziger und Theatermacher von einer schweren Lebens- und Schaffenskrise gebeutelt. Der Tod seines Vaters, zu dem er ein schwieriges und bis zuletzt ungeklärtes Verhältnis hatte, wirft ihn vollends aus der Bahn, ein rücksichtsloser und (selbst-)zerstörerischer Egotrip ist die Folge. Marie, nach wie vor verständnisvoll und geduldig, verliert zusehends den emotionalen Zugang zu ihm. Als sie herausfindet, dass Robert sich bei Prostituierten sexuelle Befriedigung holt, hat sie genug von ihm. Doch damit ist das Ende der Geschichte nicht erreicht, ebenso wenig wie das Ende von Maries und Roberts Liebe. – Stilistisch hat Oskar Roehler mit diesem Film sein bislang gefälligstes und konventionellstes Werk abgeliefert. Die Geschichte aber erzählt er mit der gewohnten Radikalität und Kompromisslosigkeit, spürbar mit dem Anspruch nach einem ungeschönten Realismus. Dem wird er nicht ganz gerecht, zu sehr dominiert bei der Darstellung der Figuren eine Art männliche Wunschvorstellung: Wohlwollend und mitfühlend ist der Blick auf den schwachen und vor Selbstmitleid vergehenden Egozentriker Robert, ein fehlbarer Mensch und empfindsamer Künstler eben. Marie dagegen entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Heilige. Sie ist schön, unabhängig und stark, Charakterschwächen ihrerseits sind nicht auszumachen, von Beruf ist sie Kinderärztin. Sie verzeiht Robert am Ende und gibt der zerbrochenen Beziehung eine neue Chance. Dass sie für ihre Liebe durch die Hölle gehen musste, scheint bald vergessen. Bisweilen wirkt der Film mit dramatischen Zuspitzungen überladen und auch die emotional überreizte Atmosphäre geht manchmal hart an die Grenze des Erträglichen. Doch das mitreißende und stimmige Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller André Hennicke und Marie Bäumer, die für ihre Leistung mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, gleicht das glücklicherweise wieder aus.
Autor/in: Stefanie Zobl, 01.04.2003