Wer am 20. Juli 1969 mit drei Milliarden Menschen live im Fernsehen miterlebte, wie der US-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat, wird diesen erhebenden Augenblick wohl nie vergessen. Die vier nachfolgenden Mondlandungen weiterer Apollo-Missionen fanden längst nicht mehr die Beachtung wie die Premiere, doch ihre Faszination haben Weltraumreisen für viele Menschen noch heute nicht verloren. Rechtzeitig zum 40-jährigen Jubiläum schildert der Brite David Sington im Dokumentarfilm
Im Schatten des Mondes mit teils spektakulären Bildern die Geschichte der Mondlandungen und porträtiert die beteiligten Astronauten. Zwischen 1969 und 1972 flogen neun amerikanische Raumschiffe zum Mond, wobei zwölf Astronauten seine Oberfläche betraten. In der Dokumentation erinnern sich zehn von ihnen an das, was sie dabei erlebten und welche Auswirkung diese Erfahrung auf ihr weiteres Leben hatte. So berichtet ein Raumfahrer etwa, wie unbedeutend die irdischen Probleme erscheinen, wenn die Erde draußen im All immer kleiner wird, hinter einem Daumen verschwindet. Geradezu lächerlich, meint er, wirke das Lamentieren der Menschen über steigende Benzinpreise, wenn die Astronauten aus dem All die dichten Dunstglocken aus Schmutzpartikeln über den Großstädten erkennen können.
Auch wenn die Dokumentation über weite Strecken, unterstützt von einem üppigen
Soundtrack, einen recht pathetischen Ton anschlägt verstummen solche Einwände, wenn die Ex-Astronauten angesichts ihrer existenziellen Erfahrungen von dem Respekt vor der Schöpfung sprechen, den sie "da draußen" gelernt haben. Schade nur, dass ausgerechnet Neil Armstrong in dieser Reihe fehlt. Der zum Nationalhelden stilisierte Raumfahrer äußert sich seit Jahren nicht mehr öffentlich.
Neben den Statements der Astronauten, die das Kernstück des Films bilden, wartet
Im Schatten des Mondes mit aufwändig aufbereiteten Archivaufnahmen auf, darunter NASA-Filme, die vorher noch nie öffentlich zu sehen waren. So aufschlussreich diese visuellen Dokumente sind, so irritierend wirken die
Großaufnahmen, in denen die Gesichter der Raumfahrer oft nur in Teilen zu sehen sind. Ein typisches Fernseh-Stilmittel, das emotionale Nähe erzeugen soll, auf der großen Leinwand aber aufdringlich wirkt.
Fast zeitgleich mit dem Ende der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush, in der das weltweite Ansehen der USA auf einen Tiefpunkt gesunken ist, erinnert die Dokumentation an einzigartige technische und wissenschaftliche Erfolge der Großnation. Gleichwohl verschweigt Sington weder die katastrophalen Fehlschläge des Apollo-Programms noch das propagandistische Interesse, das die US-Regierung mitten im Kalten Krieg und später während des Vietnam-Krieges mit den spektakulären Raumflügen verfolgte. Damit und mit der Benennung weiterer Fakten bettet er das Apollo-Programm in den zeitgeschichtlichen Kontext ein.
Der Dokumentarfilm, der auf amerikanischen Festivals etliche Publikumspreise gewonnen hat, ist ein Muss für alle, die sich für Raumfahrt interessieren und vermag dank seiner visuellen Opulenz auch jüngeren Kinobesuchern/innen die Faszination der Weltraumfahrt nahe zu bringen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 20.01.2009
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