Der junge Schweizer Globalisierungsgegner Alex will mit seinem Kumpel Fred, einem cleveren Programmierer, den nächsten World Leader Summit (eine leicht entzifferbare Paraphrase auf den Weltwirtschaftsgipfel in Davos) sabotieren. Als Putzmann getarnt, soll Alex ein Computervirus in das Datensystem für Finanztransaktionen einer großen Bank einschleusen. Als Gegenleistung für die Bereitstellung eines Anti-Virus fordern sie die Annullierung des Gipfels. Am geplanten Sabotagetag verliert Alex aber durch einen Autounfall sein Kurzzeitgedächtnis. Er kann sich nicht erinnern, ob er den Virus bereits installiert hat, auch nicht, dass seine Freundin ihn verlassen hat. Außerdem ist Fred spurlos verschwunden. Notgedrungen unterzieht sich Alex in einer Klinik einer noch unerprobten Therapie, die durch elektromagnetische Stimulierung des Hirns die Erinnerung zurückbringen soll. Doch der Erfolg der Methode ist zweifelhaft: Erinnerungen, Visionen und die Realität verbinden sich zu einem unentwirrbaren Knoten. – Schon 1998 hat Hans-Christian Schmid mit 23 gezeigt, wie man das eher dröge Thema "Computerhacker" zu einem spannenden Kinodrama verarbeiten kann. Der Genfer Regisseur Romed Wyder geht nun einen Schritt weiter. Indem sein Film, der auf wahren Ereignissen beruhen soll, konsequent aus der Sicht von Alex erzählt, werden die Zuschauenden unweigerlich in ein Verwirrspiel hineingezogen, das mittels verschränkter Ebenen immer wieder die eigenen Erwartungshaltungen durchkreuzen. Der Genfer Theaterschauspieler Vincent Bonillo spielt den entwurzelten Aktivisten mit Hingabe und Leidenschaft. Gleichsam nebenbei wirft Wyder auch einige Fragen zur Machtbegrenzung internationaler Konzerne im Zeitalter der Globalisierung auf, ohne dabei die Grenzen des Genres zu durchbrechen. Nur gegen Schluss überspannt er den Erzählbogen, als im Gefolge eines aufgedeckten Komplotts wilde Verfolgungsjagden und eine Killerbande für reichlich Spektakel sorgen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.12.2005