Das katholische Weltbild der neunjährigen Niederländerin Caro gerät ins Wanken, als die ersten Amerikaner 1969 auf dem Mond landen. Zugleich hat ihr Vater Mees auf seinem kleinen Bauernhof Schwierigkeiten mit der modernen Technik und ertränkt diese im Alkohol. Wenn er mal nüchtern ist, spielt er für seine fünf Kinder und seine schwangere Frau Ita gern den Clown. Kurz vor ihrer Ersten Kommunion schließt Caro mit ihrem Vater einen Vertrag: sie will endlich schwimmen lernen, wenn er bis dahin "trocken" bleibt. Doch Mees hält das nicht durch und versetzt die Gäste der Kommunionsfeier volltrunken in Entsetzen. Caro beginnt daraufhin, alles zu hinterfragen, sogar ihren Glauben. Als eines Nachts alle Schweine auf dem Hof sterben, fällt der Vater in eine tiefe Apathie. – Nicht gerade leichte Kost offeriert der belgische Regisseur Stijn Coninx dem Kinder- und Familienpublikum mit seinem sensiblen Drama, das auf dem Kinderfilmfest Lucas 2004 in Frankfurt am Main drei Preise gewann. Belgien nominierte den Film sogar als Kandidat für den so genannten Auslands-Oscar. Mit Johanna ter Steege als Mutter und Huup Stapel als Vater ist der düstere, aber keineswegs deprimierende Film prominent besetzt. Neben diesen Charakterdarstellern/innen behauptet sich die junge Neeltje de Vree souverän, obwohl ihr die Rolle einiges abverlangt. Der Regisseur, hierzulande vor allem durch seinen Oscar-nominierten Historienfilm Daens (1992) bekannt, zeichnet das enge gesellschaftliche Klima jener Zeit in der katholisch geprägten Provinz in resoluten Strichen. Allerdings sind manche Nebenfiguren etwas zu stereotyp geraten, während das dörfliche Milieu gelegentlich allzu idyllisch erscheint. Die sozialen Konsequenzen der Trunksucht macht der Regisseur in eindringlichen Bildern anschaulich, die über den konkreten Fall Allgemeingültigkeit gewinnen. Die Tragik der Geschichte und die harten Schicksalsschläge werden durch witzige Einfälle und einen hoffnungsvollen Schluss ausbalanciert.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.05.2005